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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Wie gehen Autoren von Overviews mit persönlichen Interessenkonflikten um, wenn sie ihre eigenen systematischen Reviews einschließen? Ein Vergleich von Cochrane und Non-Cochrane Overviews

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Dawid Pieper - Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln, Deutschland
  • author Jakob Holstiege - Gesundheitswissenschaftliches Institut Nordost (GeWINO), Berlin, Deutschland
  • author Andreas Waltering - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • corresponding author Roland Büchter - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmA2c

doi: 10.3205/16ebm053, urn:nbn:de:0183-16ebm0534

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Pieper et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Es wird eine zunehmende Zahl sogenannter Overviews publiziert („systematische Reviews (SR) von systematischen Reviews“). Analog zur Erstellung eines SR von Primärstudien wird bei einem Overview eine systematische Recherche nach sowie Qualitätsbewertung und Evidenzsynthese von SR durchgeführt. Dadurch können breitere Fragestellungen beantwortet, die Ergebnisse von SR mit diskordanten Ergebnissen kontrastiert und mit weniger Aufwand möglicherweise mehr Fragen beantwortet werden. An Beispielen ist aufgefallen, dass Autoren von Overviews auch an eingeschlossenen SR beteiligt waren. Diese duale Autorenschaft kann als persönlicher oder intellektueller Interessenkonflikt gewertet werden. Autoren könnten aufgrund ihres Vorwissens und ihrer Vorannahmen bei der Auswahl der SR bzw. dem Umgang mit konkurrierenden SR, deren Qualitätsbewertung und Interpretation beeinflusst sein.

Fragestellung: Wie verbreitet ist duale Autorenschaft und wie gehen Autoren von Cochrane vs. Non-Cochrane Overviews damit um?

Methoden und Material: Alle bis 09/2015 veröffentlichten Cochrane Overviews (n=20) und alle zwischen 01/2010 und 09/2015 in PubMed indexierten Overviews (in Auswertung). Für jeden Overview wurden folgende Daten von einem Autor extrahiert und von einem zweiten Autor überprüft: Gesamtzahl der eingeschlossenen SR; Zahl der SR mit dualer Autorenschaft; Unabhängigkeit der Qualitätsbewertung dieser SR; Beschreibung als Limitation oder Interessenkonflikt; Maßnahmen zum Umgang damit.

Ergebnisse: Cochrane Overviews schlossen im Median 10 SR ein (Interquartilsabstand (IQR): 6 bis 18,5). In 18 von 20 Overviews (90%) war mindestens ein eingeschlossener SR von dualer Autorenschaft betroffen. Im Median waren 5 (IQR: 2.5 bis 7) SR betroffen. In 9 von 18 Fällen (50%) war ein Autor, der an dem betroffenen SR beteiligt war, auch an der Qualitätsbewertung des SR beteiligt. In 11 der 18 (61%) Cochrane Overviews wurde die duale Autorenschaft als Interessenkonflikt, in 5 von 18 (28%) Fällen als Limitation beschrieben. In 7 von 18 Overviews (39%) wurden Maßnahmen zum Umgang damit beschrieben. Die Daten zu Non-Cochrane Overviews werden derzeit ausgewertet.

Schlussfolgerung: Duale Autorenschaft in Cochrane Overviews ist häufig. Dies birgt ein Potential für Bias aufgrund von persönlichen bzw. intellektuellen Interessenkonflikten und könnte die Glaubwürdigkeit von Overviews beeinträchtigen. Ersteller von Overviews benötigen Empfehlungen, wie sie mit dualer Autorenschaft umgehen sollten.