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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Überversorgung und Quartäre Prävention im ambulanten Versorgungssektor – Eine qualitative Studie mit Hausärzten

Meeting Abstract

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  • author Kathrin Alber - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Fakultät, Erlangen, Deutschland
  • author Susann Schaffer - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Thomas Kühlein - Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmC2c

doi: 10.3205/16ebm044, urn:nbn:de:0183-16ebm0447

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Alber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Quartäre Prävention meint die Vermeidung von Überversorgung. Das Problem Überversorgung wird zunehmend wahrgenommen. Am Anfang möglicher Kaskaden von Überversorgung positioniert, könnten Hausärzte eine zentrale Rolle in der Quartären Prävention einnehmen. Ziel der Untersuchung war eine Exploration des Themas "Überversorgung und Quartäre Prävention" aus hausärztlicher Sicht. Wir wollten wissen, welche Ursachen, Bedingungen, Handlungsstrategien und Konsequenzen von Überversorgung von Hausärzten wahrgenommen werden.

Methoden: Es wurde ein qualitatives Studiendesign basierend auf der Methodik der Grounded Theory gewählt. Dazu wurden mittels eines semistrukturierten Leitfadens bislang 12 qualitative Experteninterviews mit Hausärzten durchgeführt. Nach anonymisierter Transkription erfolgte die sukzessive offene und axiale Kodierung (Paradigma nach Strauss/Corbin) durch zwei unabhängige Kodierer (Forschertriangulation) bis zum Erreichen der theoretischen Sättigung. Die Auswertung wurde durch die Software RQDA unterstützt.

Ergebnisse: Die thematische Analyse der Daten zeigte bisher, dass Hausärzte eine große Menge von Überversorgung wahrnehmen. Eine Rolle spielen aus ihrer Sicht die medizinisch-technischen Möglichkeiten, die zunehmende Fachspezialisierung, hohe Ansprüche der Patienten, monetäre Aspekte und auch Defizite in der Aus- und Weiterbildung. Als wesentliche Strategien der Quartären Prävention wurden die Filterfunktion des Hausarztes, die Anwendung evidenzbasierter Medizin, Vertrauen des Patienten in den Hausarzt und die Berücksichtigung psychosomatischer Ursachen von Krankheit genannt. Der Forschungsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Die endgültigen Ergebnisse werden zum Kongress vorliegen.

Schlussfolgerung: Hausärzte bewerten Überversorgung als prävalentes und relevantes Thema. Aus der Exploration der hausärztlichen Wahrnehmung von Überversorgung könnten sich Ansätze für Interventionen im Sinne Quartärer Prävention ergeben.