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Patientenpräferenzen bei Multimorbidität und Multimedikation – Pilotierung einer Evidence Map
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Mehrfacherkrankungen von Patienten wirken sich komplizierend auf die Entscheidungsfindung in ärztlichen Konsultationen aus: Interaktionen zwischen und Belastungen durch Erkrankungen und Therapien erfordern Prioritätensetzung unter Berücksichtigung von Patientenpräferenzen. Es ist jedoch unklar, wie Präferenzen bei multimorbiden Patienten gebildet und erfragt werden – Entscheidungen müssen hier oft unter Unsicherheit getroffen werden, zudem müssen zum Erreichen eines Behandlungsziels ggf. Einbußen an anderer Stelle hingenommen werden, wenn sich die gewählte Therapiealternative z.B. ungünstig auf eine andere Kondition auswirkt.
Ist es machbar, einen systematischen Überblick über die existierende Evidenz zu gesundheitsbezogenen Präferenzen multimorbider älterer Patienten zu erstellen (evidence map, EM) und welche Methoden müssen ggf. angepasst werden?
Material/Methoden: Unter Verwendung datenbankspezifischer Strategien wurden Recherchen mit Suchbegriffen, wie aged, multimorbidity, polypharm*, priorit* in 5 elektronischen Datenbanken durchgeführt. Berücksichtigt wurden qualitative und quantitative Studien zu Präferenzen von älteren (≥60 J.) Patienten mit Multimorbidität; ausgeschlossen: Studien an dementen Patienten, Artikel ohne Methodendetails. Die Studien wurden von zwei Untersuchern ausgewählt, Dissens wurde mit einem dritten diskutiert. An einer gerichteten Stichprobe wurde die Datenextraktion getestet und das Format von Evidenztabellen entwickelt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden N=8503 Treffer identifiziert. Bei 65 bzw. 38 von 261 pot. relevanten Studien (25% resp. 15%) war jeweils ein Untersucher über den Einschluss unsicher, bei sicheren Entscheidungen war die Übereinstimmung κ=0.85. Unter den berücksichtigten N=55 waren 21 qualitative und 34 quantitative Studien. Die Stichprobe (n=22 Studien) bildete alle Designs und eine Vielfalt von Themen (n=9) und Settings (n=6) ab. Die Evidenztabellen wurden mehrfach angepasst. In nur 1/22 Studien wurde ein typisches Verfahren zur Präferenzmessung (Discrete Choice Experiment) angewendet, keine Studie enthielt Angaben zum theoretisch begründenden Modell oder zum genauen Entscheidungskontext.
Schlussfolgerung: Die EM ist zwar aufwändig aber machbar. Die Pilotierung zeigte Probleme bei Recherchen (hohe Wahrscheinlichkeit, dass Studien übersehen wurden), Selektion (Ein-/Ausschlusskriterien nicht angemessen) und Beurteilung des Biasrisikos, die im Weiteren zu berücksichtigen sind.