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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Partizipative Entscheidungsfindung und Patient-Arzt-Vertrauen in der Hausarztpraxis – Gibt es Unterschiede zwischen akut und chronisch erkrankten Patienten?

Meeting Abstract

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Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmE1d

doi: 10.3205/16ebm037, urn:nbn:de:0183-16ebm0377

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Wolter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Patient-Arzt-Vertrauen (das Vertrauen des Patienten in seinen Arzt) und eine partizipative Entscheidungsfindung (PEF) bilden zentrale Merkmale einer gelingenden Arzt-Patient-Beziehung, sind mit besserem Gesundheitsverhalten der Patienten assoziiert und tragen somit zu positiven Behandlungsergebnissen bei.

Fragestellung: Welchen Beitrag leistet die Einbeziehung des Patienten in die ihn betreffenden Behandlungsentscheidungen im Sinne einer PEF zum Patient-Arzt-Vertrauen und gibt es Unterschiede im Hinblick auf verschiedene Behandlungsbedarfe (akute vs. chronische Erkrankungen) in der Hausarztpraxis?

Material/Methoden: Im Rahmen einer Querschnittstudie wurden 197 Patienten in 11 Hausarztpraxen einer Kreisstadt per Fragebogen zu Konsultationsanlässen und Vertrauen sowie wahrgenommener Informiertheit durch den Arzt und die Einbeziehung in medizinische Entscheidungen befragt. Mittels multipler Regressionen wurde der Vorhersagewert der wahrgenommenen Informiertheit und einer PEF für das Patient-Arzt-Vertrauen über soziodemografische Merkmale hinaus (Alter, Bildung, Länge der Arzt-Patient-Beziehung) bestimmt.

Ergebnisse: Innerhalb der betrachteten Stichprobe (N = 92) erwiesen sich sowohl die wahrgenommene Informiertheit (β = .60, p < .001) als auch die Beteiligung des Patienten im Sinne einer PEF (β = .22, p < .01) als signifikante Prädiktoren für das Patient-Arzt-Vertrauen. Die Varianzaufklärung für das Vertrauen betrug hier 51%. Für Patienten mit akuten Beschwerden (n = 46) war einzig die wahrgenommene Informiertheit bedeutsam (β = .70, p < .001) für die Vorhersage des Vertrauens (R² = 58%). Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen (n = 46) zeigte sich neben der wahrgenommenen Informiertheit (β = .55, p <.001) auch eine PEF (β = .28, p <.05) als signifikanter Prädiktor für das Patient-Arzt-Vertrauen (R² = 46%).

Schlussfolgerung: Das Patient-Arzt-Vertrauen lässt sich für Patienten mit unterschiedlichen Behandlungsanlässen verschiedentlich erklären. Während Patienten mit akuten Beschwerden umfassende Informationen (und damit möglicherweise schnelle Behandlungsentscheidungen) genügen, um ihrem Arzt zu vertrauen, ist die PEF für Patienten mit chronischen Erkrankungen ein wichtiger Prädiktor für das Patient-Arzt-Vertrauen. Vor allem jene Patienten sollten – so gewünscht – in medizinische Behandlungsentscheidungen einbezogen werden, um eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung zu etablieren und dadurch bessere Behandlungsergebnisse zu erreichen.