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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Lebensqualitätsdaten in Studien von Orphan Drugs für den Gemeinsamen Bundesausschuss: Unterschiede bei der Bewertbarkeit im Vergleich zu Nicht-Orphan Drugs?

Meeting Abstract

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Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmD1d

doi: 10.3205/16ebm033, urn:nbn:de:0183-16ebm0335

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Kulig et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Dossiers zu Orphan Drugs für die frühe Nutzenbewertung beim Gemeinsamen Bundesausschuss unterliegen nicht den gleichen formalen Anforderungen (Zusatznutzen ist durch Zulassung belegt und Nachweise zum Zusatznutzen im Verhältnis zur Vergleichstherapie müssen nicht vorgelegt werden) wie bei Nicht-Orphan Drugs. Trotzdem haben laut Verordnung des Europäischen Parlaments Patienten mit solchen seltenen Leiden denselben Anspruch auf Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Arzneimitteln wie andere Patienten. Eine Untersuchung der Zulassung von 188 neuen Substanzen mit 448 pivotalen Studien bei der FDA ergab relevante Design-Unterschiede zwischen Orphan und Nicht-Orphan Drugs [1]. Erschweren diese und andere Faktoren die Bewertung von Daten zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (LQ) in Zulassungsstudien von Orphan Drugs?

Methodik: Bei den seit 2011 bewerteten Orphan-Dossiers wurden die Studiendesigns untersucht. Relevante Charakteristika für ein niedriges Verzerrungspotential (randomisiert, vergleichend, verblindet) in Bezug auf LQ-Daten extrahiert, ebenso wie erhobene Endpunkte, Validität der LQ Instrumente und der Studienergebnisse.

Ergebnisse: 30 bisher bewerteten Dossiers lagen 7 nicht-vergleichende Studien (davon 3 mit LQ-Daten) und 23 RCTs zugrunde. 17 der RCTs waren verblindet (formal geringes Biasrisiko) und von diesen in 14 die LQ erhoben (1x als Ko-primärer Endpunkt). Allerdings war die Ergebnissicherheit in 43% dieser RCTs durch Limitationen wie eingeschränkte Validität der LQ-Instrumente und der klinischen Relevanzschwelle, geringe Rücklauf- und Antwortraten, Imbalancen zwischen den Studienarmen oder nicht ausreichend langer Erhebung der LQ (z.B. über die Krankheitsprogression hinaus) so eingeschränkt, dass keine Ergebnisse für eine Bewertung des Zusatznutzen ableitbar waren.

Schlussfolgerung: Obwohl die Lebensqualität in der Mehrheit der zu bewertenden Zulassungsstudien erhoben wurde, konnten nur in 8 Dossiers valide Aussagen zum Behandlungseffekt bei der LQ abgeleitet werden. Diese wirkten sich in 3 Beschlüssen auf die Quantifizierung des Zusatznutzens aus. Zur Erhöhung der Daten- und Ergebnisvalidität sind Verbesserungen sowohl bei der Validität der Instrumente als auch besonders bei der Studienlogistik notwendig, um ausreichend hohe Rücklaufquoten und lange Beobachtungszeiten zu erreichen. Somit unterscheiden sich diese limitierenden Faktoren nicht grundsätzlich von denen bei Nicht-Orphan Drugs.


Literatur

1.
Downing NS, Aminawung JA, Shah ND, Krumholz HM4, Ross JS. Clinical trial evidence supporting FDA approval of novel therapeutic agents, 2005-2012. JAMA. 2014 Jan 22-29;311(4):368-77. DOI: 10.1001/jama.2013.282034 Externer Link