gms | German Medical Science

Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Entscheidungshilfen zur Implementierung von Shared Decision Making in die klinische Praxis – Entwicklung im norwegischen Gesundheitswesen

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmE1b

doi: 10.3205/16ebm012, urn:nbn:de:0183-16ebm0125

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Kasper et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Entscheidungshilfen (EH) gehören zu den wichtigen Strategien der Förderung von Shared Decision Making (SDM). Ob sie eine nachhaltige Verbesserung der Kommunikationsqualität oder der Entscheidungen bewirken, hängt außer von der Qualität der EH selbst von Kontextfaktoren ab. Der Beitrag berichtet von „MineBehandlingsvalg“, einer neuen norwegischen online Plattform für EH. Vorrangiges Ziel ist die breite Implementierung in die klinische Praxis.

Material/Methoden: Aufbauend auf eine Pilotmaßnahme zur Niereninsuffizienz wurden EH für zwei Typen Prostatakrebs, Übergewicht, und Pankreaskrebs zusammen mit den betroffenen medizinischen Abteilungen und Patienten entwickelt. Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten wurden nach den Kriterien der evidenzbasierten Patienteninformation kommuniziert. Theoriebasiert wurden in teilnehmenden Beobachtungen und Fokusgruppen mögliche Barrieren der Beteiligung exploriert und in den EH jeweils adressiert. Die EH wurden parallel entlang einer Schablone entwickelt. In umfassenden Pilotierungen mit Klinikern und Patienten wurden Design, Didaktik und Inhalte schrittweise weiter verbessert. Gleichzeitig wurde das Projekt national den Fachkreisen und Gesundheitspolitikern bekannt gemacht.

Ergebnisse: Ab ersten Dez. 2015 sind die neuen fünf Entscheidungshilfen auf der Webseite des Uniklinikums Tromsø überall in Norwegen zugänglich. Strukturell folgen die EH dem SDM Prozess. Filme zeigen Narrative von Patienten in der Reflexion über die eigene Rolle in medizinischen Entscheidungen und Statements von Klinikern, die motivieren oder informieren. Die Pilotierungen führten zu strukturellen, gestalterischen und inhaltlichen Verbesserungen. Die Implementierung wird nun auf drei Wegen betrieben: Entsprechend einer Entscheidung des norwegischen Helsedirektorats wird zunächst eine erste EH aus MineBehandlingsvalg in die nationale Gesundheitsseite (helsenorge.no) integriert. In Facharbeitsgruppen wird die explizite Aufnahme von SDM in die standardisierten Patientenverläufe vorbereitet. Mit Klinikern zusammen werden nun verschiedene Möglichkeiten der Implementierung der EH in Studien erprobt.

Schlussfolgerungen: Die bevorstehende Implementierung der EH als Komponente von SDM in die Regelversorgung ist in Norwegen nur zum Teil Ergebnis eines wissenschaftlichen Prozesses. Politischer Wille, das gegenwärtige Interesse der Fachkreise und ein starker Druck der Patientenverbände triggern einen zügigen Kulturwandel.