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Das Informationsbedürfnis von Männern und Ärzten in der Screening-Beratung (PSA). „Den Rattenschwanz braucht es nicht“ vs. „Das ist nur die halbe Wahrheit“
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Screening-Maßnahmen wie der PSA-Test können Nutzen, aber auch potentiell schädliche Folgen initiieren. Männer in entsprechendem Alter sollten vor der Durchführung neutral über Nutzen und potentielle Folgen beraten werden, um eine informierte und wertebasierte Entscheidung treffen zu können.
Dabei stellt sich die Frage, welche Informationen (Decisional Needs) Männer aus ihrer Sicht für eine eigene Entscheidung benötigen, und welche Informationen Ärzte für wichtig erachten. Wie weit sollte überhaupt beraten werden – gehören Informationen über mögliche Folgeuntersuchungen/-therapien zu einer neutralen, umfassenden Beratung dazu oder führen diese zu weit?
Methode: Im Rahmen der Evaluation einer Entscheidungshilfe zum PSA-Screening (arriba-PSA) wurden 32 Männer und ihre beratenden Ärzte (n=8) in qualitativen leitfadengestützten Interviews zu Decisional Needs befragt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und transkribiert, anschließend mithilfe der Software MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet. Dargestellt und diskutiert werden die Wünsche, Bedürfnisse und Einstellungen der Dyade (Männer und Ärzte).
Ergebnisse: Männer wünschen sich Grundinformationen bzgl. Prostatakrebs und PSA, aber auch über mögliche Folgen des Testergebnisses. Zudem sollten Vor- und Nachteile gegenübergestellt und verständlich dargestellt werden, um eine eigene Entscheidung zu vereinfachen.
Gerade bei den Ärzten differieren die Aussagen, ob und wie weit über Folge-Optionen im Falle auffälliger Testergebnisse gesprochen werden sollte „Das ist sonst nur die halbe Wahrheit“ vs. „Mehr [Informationen] brauchen die nicht“. Problematisch wird von den Ärzten neben der Informationsfülle zudem der Zeitaufwand einer umfassenden Beratung angesehen (in unserer Pilotstudie: 10-25 Minuten). Konkrete Vorschläge zur Kürzung der Inhalte konnten allerdings nicht identifiziert werden.
Schlussfolgerung: Die Umsetzung einer Beratung nach der ‚Guten Praxis Gesundheitsinformation‘ sollte nicht an Implementierungsfaktoren scheitern. Da den interviewten Männern und Ärzten die Entscheidungshilfe zum Zeitpunkt der Interviews bekannt war, unterliegen die Aussagen einem Bias. Andererseits haben sich die Beteiligten mit der Thematik beschäftigt und können differenzierte Rückmeldungen geben.