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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Evidenzbasierte Gesundheitsinformation braucht Geschlechtergerechtigkeit

Meeting Abstract

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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP2d

doi: 10.3205/15ebm102, urn:nbn:de:0183-15ebm1025

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Groth et al.
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Gliederung

Text

Wenn evidenzbasierte Gesundheitsinformation Sex und Gender systematisch und auf allen Ebenen berücksichtigt, gewinnt sie an Qualität, hat höhere Relevanz für beide Geschlechter und ist für beide von höherem Nutzen.

Sie ermöglicht Frauen und Männern adäquate Gesundheitsentscheidungen und eine passende Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen.

Health Professionals können die Krankheitsrisiken und -anzeichen von Frauen und Männern nur bei einer geschlechterspezifischen Darstellung von Lebenssituationen, Risiken, Symptomen, Erkrankungshäufigkeiten und der Sterblichkeit zuverlässig erkennen und einschätzen.

Es ist nachgewiesen, dass sich die Lebenssituationen, die Körperlichkeiten, Risiken, Krankheitssymptome, Morbidität und Mortalität geschlechterspezifisch unterscheiden. Bekannt sind bereits das Beispiel des Herzinfarkts wie auch Medikamentenwirkungen.

Durch die Lebenswelt geprägte Begleitumstände von Behandlungen und die Lebensqualität können ausschlaggebend sein für eine gesundheitliche Entscheidung. So leisten Frauen nach wie vor häufiger Versorgungsarbeiten. Sie lehnen bestimmte Behandlungen eher ab, wenn etwa die unerwünschten Wirkungen ihre Versorgungsarbeit erschweren. Osteoporose gilt als Erkrankung von Frauen. Männer werden daher häufig inadäquat versorgt, obwohl ein Drittel aller Betroffenen männlich ist.

Zum Recht der Bürgerinnen und Bürger auf eine umfassende und evidenzbasierte Information gehört die evidenzbasierte Darstellung der Auswirkungen von Sex und Gender auf die Gesunderhaltung, die Krankheitsentstehung und die Diagnose und Therapie von Erkrankungen.

Evidenzbasierte Gesundheitsinformationen von hoher Qualität tragen dadurch auch zu einer (geschlechter-) gerechteren Gesellschaft bei. Durch sie haben Frauen und Männer die gleiche Chance auf die bestmögliche Behandlung nach umfassend informierter Entscheidung.

Geschlechtersensibilität und Geschlechtergerechtigkeit gehören somit zur Evidenzbasierung einer Gesundheitsinformation. Die bestehenden Kriterien für evidenzbasierte Gesundheitsinformationen sollten um geschlechterspezifische Kriterien ergänzt werden, beim Erstellungsprozess, im Inhalt, in der Sprache, in Darstellungen und Bildern.

Sex und Gender in der Guten Praxis und den Leitlinien zu berücksichtigen ist eine Innovation. Sie kann die gesundheitliche Versorgung von Frauen und Männern deutlich verbessern und das Gesundheitswesen effizienter machen.