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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Manuelle Lymphdrainage/komplexe Entstauungstherapie: Evidenz bei Indikationen abseits des Lymphödems

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Thomas Semlitsch - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • author Klaus Jeitler - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung und Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • author Antonia Zengerer - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • author Karl Horvath - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung und Universitätsklinik für Innere Medizin, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP11b

doi: 10.3205/15ebm090, urn:nbn:de:0183-15ebm0904

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Semlitsch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Der medizinische Dienst der Krankenkassen ist immer wieder mit Entscheidungen hinsichtlich einer Kostenübernahme von manuellen Lymphdrainagen oder komplexen Entstauungstherapien bei diversen Indikationen konfrontiert, wobei die Evidenzlage bei vielen dieser Zuweisungsdiagnosen unklar ist. Das Ziel eines, vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger (HVB), beauftragten Berichts war es daher, die verfügbare Evidenz für eine manuelle Lymphdrainage bei unterschiedlichen Indikationen systematisch aufzuarbeiten.

Material/Methoden: Der vorliegende Bericht schließt an 2 Berichten des HVB zu diesem Thema aus den Jahren 2006 bzw. 2007 an und stellt somit explizit die Evidenzlage von 2006 bis heute dar. Es erfolgte eine systematische Recherche in MEDLINE und den Cochrane Datenbanken. Eingeschlossen wurden Primärstudien in deutscher bzw. englischer Sprache zu manueller Lymphdrainage alleine oder im Rahmen einer komplexen Entstauungstherapie bei Indikationen abseits des primären bzw. sekundären Lymphödems infolge einer Lymphknotenentfernung oder Bestrahlung.

Ergebnisse: Es konnten 16 RCTs zu 8 verschiedenen Indikationen identifiziert werden. Dabei handelte es sich durchgehend um Studien mit geringer Studiendauer (2 Tage bis 26 Wochen) und kleinen Patientenzahlen (7 bis 80 Personen). Hinsichtlich der Wirksamkeit einer manuellen Lymphdrainage zeigte sich ein Vorteil gegenüber der jeweiligen Vergleichsgruppe für die Indikationen Fibromyalgie, Sklerodermie, Lipödem sowie bei Ödemen im Rahmen bariatrischer oder plastisch-chirurgischer Eingriffe. Auf Grund eines mehrheitlich hohen Verzerrungspotenzials der Studien ist die Aussagesicherheit jedoch gering. Für die Indikationen Complex Regional Pain Syndrome, postthrombotisches Syndrom, Cellulite und Schwellung nach operativen Eingriffen an Gelenken zeigten die RCTs keinen vorteilhaften Effekt einer manuellen Lymphdrainage. Für 5 weitere Indikationen konnten lediglich unkontrollierte Studien gefunden werden und zu 4 Indikationen lagen überhaupt keine Studien vor.

Schlussfolgerung: Die Studienlage zu manueller Lymphdrainage bei Indikationen abseits des Lymphödems stellt sich insgesamt als unzureichend dar. Auf Basis der derzeit verfügbaren Evidenz ergeben sich insgesamt keine belastbaren Hinweise auf einen Nutzen einer manuellen Lymphdrainage bei diesen Indikationen.