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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Patienten mit Demenz im Akutkrankenhaus – Erfahrungen und Einstellungen behandelnder Ärzte – eine Querschnittstudie in Schleswig-Holstein

Meeting Abstract

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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP7f

doi: 10.3205/15ebm064, urn:nbn:de:0183-15ebm0646

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Schade et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Patienten mit Demenz (PmD) stellen für die Versorgung in Akutkrankenhäusern eine besondere Herausforderung dar. Strukturelle Rahmenbedingungen und standardisierte Behandlungsabläufe entsprechen nur unzureichend den Bedürfnissen dieser Patienten. Pflegende und Ärzte sind kaum auf deren Versorgung vorbereitet. Ziel dieser Studie ist die Erhebung der selbst eingeschätzten Sicherheit von Ärzten im Umgang mit PmD im Krankenhaus und der damit einhergehenden Arbeitsbelastung. Die Ergebnisse dieser Befragung sollen mögliche Ansatzpunkte zur Verbesserung der Versorgung von PmD im Krankenhaus zeigen.

Material/Methoden: Auf Basis einer eigenen systematischen Literaturrecherche wurde ein Fragebogen mit 29 Fragen entwickelt. Der Fragebogen wurde per Email an 655 Ärzte in 9 Krankenhäuser unterschiedlicher Bettengröße in Schleswig-Holstein verschickt. Erfragt wurden deskriptive Angaben (u.a. Abteilungsstruktur, Anteil von PmD, Erfassung des kognitiven Status). Außerdem sollte eingeschätzt werden: Sicherheit im Umgang mit PmD und daraus resultierende psychische und zeitliche Belastungen, Herausforderungen im Umgang mit PmD sowie die Zusammenarbeit mit den Angehörigen und anderen Berufsgruppen. Wichtige Einflussfaktoren wurden mittels linearer und logistischer Regressionsanalysen bestimmt. Schließlich wurde nach Fortbildungsinteressen im Zusammenhang mit PmD gefragt.

Ergebnisse: Von 655 potenziellen Teilnehmern waren 610 erreichbar, 192 Teilnehmer (31,1%) füllten den Fragebogen aus. Der Anteil an PmD im Akutkrankenhaus hat nach Einschätzung der Befragten in den letzten 3 Jahren deutlich zugenommen (aktueller durchschnittlicher Anteil: 23,2% (SD 16,8)). 65% der Befragten fühlen sich nicht sicher im Umgang mit PmD. Der mittlere Anteil der Belastung durch die Versorgung von Menschen mit Demenz an der Gesamtarbeitsbelastung wurde mit 14,5% (SD 12,4) angegeben. Hoher Zeit- und Betreuungsaufwand, schwierige Anamneseerhebung, erschwerte Zusammenarbeit mit Angehörigen und mangelnde Compliance der PmD werden als stärkste Faktoren identifiziert. Eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen ist mit einer größeren Sicherheit im Umgang mit PmD assoziiert. Rechtliche Aspekte und medikamentöse Therapien werden als mögliche Themen für Fortbildungen genannt.

Schlussfolgerung: Ärzte fühlen sich unsicher und belastet im Umgang mit PmD im Krankenhaus. Die Ergebnisse dieser Studie geben wichtige Hinweise für die zielgerichtete Konzeption entsprechender Fortbildungsangebote.