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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Verständnis auf den ersten Blick? Grafiken in Gesundheitsinformationen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Julia Lühnen - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Martina Albrecht - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • author Anke Steckelberg - Universität Hamburg, MIN-Fakultät, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP2b

doi: 10.3205/15ebm053, urn:nbn:de:0183-15ebm0536

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Lühnen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die verständliche Kommunikation quantitativer Daten in Gesundheitsinformationen ist eine Voraussetzung für informierte Entscheidungen. Im Rahmen einer Leitlinienentwicklung wurde untersucht, welche Effekte Grafiken (z.B. Piktogramme, Balken- und Tortendiagramme) im Vergleich zu numerischen Angaben im Text oder in Tabellen sowie die verschiedenen Grafiktypen im Vergleich miteinander auf die kognitiven Endpunkte Verstehen / Risikowahrnehmung und Wissen haben.

Methoden: Es wurden systematische Literaturrecherchen in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, PSYNDEX, PsycINFO, CINAHL, Campell Collaboration und DIMDI durchgeführt (bis Juni 2014) und die Referenzlisten relevanter Übersichtsarbeiten gesichtet. Eingeschlossen wurden RCTs und systematische Übersichtsarbeiten. Die methodische Qualität wurde mit dem Risk of Bias Instrument bewertet. Die Bewertung der gesamten Evidenz erfolgte nach GRADE. Die Ergebnisse wurden in Evidenztabellen zusammengefasst. Die Datensynthese erfolgt deskriptiv.

Ergebnisse: Von 3287 Treffern wurden 87 Volltexte eingesehen und 11 RCTs (9 Grafik vs. numerisch, 4 Grafiken miteinander) in die Analyse eingeschlossen. Die Qualität der Evidenz liegt im niedrigen bis mittleren Bereich.

Grafik vs. numerisch: Verstehen und Risikowahrnehmung: 3 Studien kein Effekt; 2 Studien Effekt für Grafiken (Anteil TN mit adäquatem Wissen): 65% vs. 39% Text, p=0,02; 66,5% vs. 49,1% Text und vs. 44,6% Tabelle, p<0,05; 1 Studie Effekt für Tabellen: 67% vs. 18-62 % Grafiken, p<0,001. Wissen: 4 Studien kein Effekt; 3 Studien Effekt für Grafiken: Tortendiagramm 68% vs. 57-65% andere Grafiken & Tabelle, p<0,05; Grafiken 66,4% vs. 61,3% Text und vs. 62,9% Tabelle, p<0,05.

Vergleich verschiedener Grafiktypen: Verstehen und Risikowahrnehmung: 1 Studie kein Effekt; 1 Studie Effekt für Balkendiagramme (62%) und Piktogramme 58% vs. 18-49% andere Grafiken, p<0,001. Wissen: 1 Studie kein Effekt, 1 Studie Effekt für Tortendiagramme 68% vs. 57-65% andere Grafiken, p<0,05; Piktogramme 65% vs. 57-64% andere Grafiken, p<0,05.

Schlussfolgerung: Die ergänzende grafische Darstellung quantitativer Daten kann einen positiven Effekt auf die kognitiven Endpunkte haben. Die Relevanz ist jedoch fraglich. Auch für Personen mit niedriger Rechenfähigkeit sind die Ergebnisse nicht einheitlich. Werden Grafiken genutzt, gibt es Hinweise, dass insbesondere Piktogramme oder Balkendiagramme geeignet sind.