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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Über die Einführung einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Reduktion von Polypharmazie in der Hausarztpraxis – eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Malin Wörster - Private Universität Witten/Herdecke GmbH, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland
  • author Tim Johansson - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Sophie Keller - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Salzburg, Österreich
  • author Anna Vögele - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • author Giuliano Piccoliori - Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin, Bozen, Italien
  • author Andreas Sönnichsen - Private Universität Witten/Herdecke GmbH, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Witten, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP2a

doi: 10.3205/15ebm052, urn:nbn:de:0183-15ebm0526

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Wörster et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: In der Studie „Polypharmazie bei chronischen Erkrankungen: Reduktion ungeeigneter Medikation und unerwünschter Arzneimittelwirkungen bei älteren Patienten durch eine elektronische Entscheidungshilfe“ (PRIMA-eDS) kommen in der Hausarztpraxis ein elektronischer Datenerfassungsbogen (eCRF) und eine elektronische Entscheidungshilfe (eDS) zum Einsatz, die bei der Reduktion von Polypharmazie bei Patienten im Alter von 75 Jahren und älter unterstützen sollen.

Für die vorliegende Pilotstudie ergab sich die folgende Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen die Machbarkeit der Einführung und die nutzerfreundliche Anwendbarkeit einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Reduktion von Polypharmazie in der hausärztlichen Versorgung?

Methoden: Die Studienzentren liegen in Deutschland (Witten), Italien (Bozen) und Österreich (Salzburg). Für die Pilotstudie sollten pro Studienzentrum drei Hausarztpraxen (n=9) mit jeweils zwei bis drei Patienten eingeschlossen werden. Die Hausärzte und Studienmitarbeiter wurden nach Abschluss der Pilotstudie schriftlich nach ihrer Erfahrung mit eCRF und eDS befragt. Die Daten wurden deskriptiv und qualitativ ausgewertet.

Ergebnisse: Die Studienärzte (MW; ±SD; Median) waren 55 (±7; 56) Jahre alt und seit 17 (±12; 18) Jahren hausärztlich tätig.

Ein wesentlicher Faktor bei der Einführung einer elektronischen Entscheidungshilfe war der zeitliche Aufwand: Die Schulung für das eCRF nahm im Mittel 50 (±12; 53) Minuten in Anspruch, die Auswahl der Patienten aus der Praxissoftware 84 (±81; 60) Minuten. Die Benutzung des Tools kostete den Hausarzt mindestens 45 Minuten pro Patient.

Die Anwendbarkeit der elektronischen Entscheidungshilfe wurde von den Ärzten als zu komplex und wenig intuitiv beschrieben. Weitere einschränkende Faktoren stellten die fehlende Erfahrung der Studienärzte mit elektronischer Datenerfassung und die fehlenden technischen Voraussetzungen dar.

Dennoch überwog aus Sicht der Studienärzte der Vorteil einer elektronischen Entscheidungshilfe zur Reduktion von Polypharmazie, vier von sechs Ärzten, die sich zur Frage geäußert haben, würden diese in ihrer Praxis anwenden.

Schlussfolgerung: Es erfolgte eine Anpassung der PRIMA-eDS Tools nach den Ergebnissen der Pilotstudie und den Wünschen der Studienärzte, um einen erfolgreichen Ablauf der Hauptstudie erreichen zu können. Diese Studie ist Teil von PRIMA-eDS, welches durch das 7. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission gefördert wird.