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Aktuelle Leitlinien adressieren Ko- und Multimorbidität nur unzureichend: Pilotierung der Matrix-Methode
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Veröffentlicht: | 3. März 2015 |
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Hintergrund und Fragestellung: Evidenz-basierte Leitlinien können die gesundheitliche Versorgung und die Outcomes von chronischen Erkrankungen verbessern. Die Anwendung von multiplen Leitlinien bei multimorbiden Patienten (zwei oder mehr chronische Konditionen) kann jedoch unerwünschte Effekte haben, die durch Interaktionen hervorgerufen werden (z.B. Arzneimittelinteraktionen – DDI, Interaktionen zwischen Krankheiten und Therapien, z.B. Gegenanzeigen – Di-D-I). Mehr als 90% der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (HI) haben mindestens eine Begleiterkrankung und nehmen etwa 6 Medikamente ein. Unsere Pilotstudie hatte zum Ziel, eine Klassifikation von Interaktionen und darauf basierend eine Matrix für HI und häufige Begleiterkrankungen zu entwickeln.
Material/Methoden: Wir analysierten evidenz-basierte Leitlinien zu HI und 18 Konditionen, die bei mindestens 5% der HI-Patienten auftreten (2-4 Leitlinien/Kondition). Wir extrahierten Daten über Interaktionen zwischen HI und Begleiterkrankungen sowie Schlüsselempfehlungen zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen. Aus einer Daten-Teilstichprobe leiteten wir innerhalb der Hauptinteraktionen (zwischen Erkrankungen (Di-Di-I), Di-D-I, DDI und Synergismen) 13 Subtypen ab. Wir klassifizierten die identifizierten Interaktionen, testeten die Inter-Rater-Reliabilität, optimierten die Klassifikation und konsentierten die Matrix.
Ergebnisse: Wir berücksichtigten 48 Leitlinien aus Großbritannien (21), Deutschland (16), USA (8), und je eine aus Europa, Australien und Neuseeland. Zwei Drittel der Leitlinien gaben Hinweise auf Begleiterkrankungen. Insgesamt identifizierten wir N = 247 Interaktionen (14/Kondition): 68 waren Di-Di-I, 115 waren Di-D-I, 12 waren DDI und 52 waren Synergismen. Die häufigsten waren Gegenanzeigen (Di-D-I), gefolgt von Synergismen. Alle 18 Konditionen wiesen mindestens eine Interaktion mit HI auf, die meisten bei Asthma, COPD und Hypertonus, die wenigsten bei Augenerkrankungen.
Schlussfolgerung: Die Interaktionsmatrix bietet eine Struktur, mit der verschiedene Typen von Interaktionen zwischen einer Erkrankung und deren Begleiterkrankungen abgebildet werden können. Entwicklern von evidenz-basierten Leitlinien wird damit die Möglichkeit gegeben, die klinische Entscheidung auch im Fall von Ko- und Multimorbidität zu unterstützen. Weitere Untersuchungen sind insbesondere erforderlich, um die klinische Relevanz der Interaktionen zu prüfen.