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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Evaluation eines komplexen Interventionsprogramms für Patienten mit Agoraphobie in der Primärversorgung – ein RCT-Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Paul Thiel - Institut für Allgemeinmedizin – Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • author Thomas Hiller - Institut für Allgemeinmedizin – Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • author Monika Storch - Institut für Allgemeinmedizin – Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • author Nico Schneider - Institut für Allgemeinmedizin – Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
  • corresponding author Jochen Gensichen - Institut für Allgemeinmedizin – Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland

Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm100

doi: 10.3205/12ebm100, urn:nbn:de:0183-12ebm1007

Veröffentlicht: 5. März 2012

© 2012 Thiel et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Das Störungsbild der Agoraphobie ist epidemiologisch weit verbreitet, subjektiv stark beeinträchtigend und verursacht hohe gesundheitsökonomische Kosten [1], [2]. Internationale Studien zeigten die Effektivität von Angst-Behandlungen durch spezialisierte Ambulanzen in der Primärversorgung [3], [4]. Bislang existieren jedoch keine evidenzbasierten Interventionsprogramme, die in hausärztlichen Praxen durchgeführt werden können. Die vorliegende Studie soll für den deutschsprachigen Raum erstmalig den Nachweis erbringen, dass ein komplexes Interventionsprogramm zur Behandlung der Agoraphobie in Hausarztpraxen wirksam und kosteneffektiv durchgeführt werden kann.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, multi-zentrischen und cluster-randomisierten Studie wird ein unterstütztes, selbstgesteuertes Expositionstraining für Patienten mit Agoraphobie (ICD-10: F40.0) entwickelt und evaluiert. Eingeschlossen werden 300 Patienten aus 60 Hausarztpraxen. Alle Hausärzte werden in der Diagnostik von Angststörungen geschult. Unter der Interventionsbedingung (30 Praxen) werden die Hausärzte zudem in der Anwendung eines verhaltenstherapeutisch orientierten Selbstexpositionstrainings, und die zugehörigen medizinischen Fachangestellten in der telefonischen Beobachtung und Unterstützung der Patienten geschult. Unter der Kontrollbedingung (30 Praxen) wird nach der Routineversorgung behandelt. Nach der 6-monatigen Intervention werden signifikante Gruppenunterschiede im Ausmaß des agoraphobischen Vermeidungsverhaltens erwartet, welches die primäre Zielgröße darstellt und mittels des Mobilitäts-Inventars [5] gemessen wird. Eine 1-Jahres-Katamnese ist geplant. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Intervention zu signifikanten gesundheitsökonomischen Einsparungen führt.


Literatur

1.
Michael T, Zetsche U, Margraf J. Epidemiology of Anxiety Disorders. Psychiatry. 2007;6(4):136-42.
2.
Konnopka A, Leichsenring F, Leibing E, Konig HH. Cost-of-illness studies and cost-effectiveness analyses in anxiety disorders: a systematic review. J Affect Disord. 2009;114(1-3):14-31.
3.
Roy-Byrne PP, Craske MG, Stein MB, Sullivan G, Bystritsky A, Katon W, et al. A randomized effectiveness trial of cognitive-behavioral therapy and medication for primary care panic disorder. Arch Gen Psychiatry. 2005;62(3):290-8.
4.
Roy-Byrne P, Craske MG, Sullivan G, Rose RD, Edlund MJ, Lang AJ, et al. Delivery of evidence-based treatment for multiple anxiety disorders in primary care: a randomized controlled trial. JAMA. 2010;303(19):1921-8
5.
Ehlers A, Margraf J. Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (AKV). Manual (2. überarbeitete und neunormierte Auflage). Göttingen: Beltz Test Publ; 2001.