Artikel
Kosteneffektivität des HPV-basierten Primärscreenings in der Zervixkarzinomfrüherkennung in Deutschland. Eine Entscheidungsanalyse im Rahmen von HTA
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 23. März 2011 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Der HPV-Test erzielte in Studien eine höhere Sensitivität jedoch geringere Spezifität als die aktuell eingesetzte Zytologie. Ziel dieses vom DIMDI in Auftrag gegebenen HTA ist eine systematische Evaluation der Langzeiteffektivität und Kosteneffektivität des HPV-basierten Zervixkarzinom-Primärscreenings in Deutschland.
Material/Methoden: Es wurde ein Markov-Modell für den natürlichen Verlauf der Zervixkarzinomentwicklung für den Kontext des deutschen Gesundheitssystems entwickelt und validiert. Screeningstrategien mit Zytologie allein, HPV-Test allein, HPV-Test in Kombination mit Zytologie oder mit zytologischer Triage von HPV-positiven Frauen in unterschiedlichen Screeningintervallen wurden untersucht. In das Modell gingen deutsche epidemiologische, klinische und ökonomische Daten sowie Daten zur Testgüte aus internationalen Metaanalysen ein. Zielparameter der Analysen waren die Reduktion von Zervixkrebs/-mortalität, Restlebenserwartung und das diskontierte inkrementelle Kosteneffektivitätsverhältnis (IKEV). Die Kostenträgerperspektive wurde gewählt und 3% jährliche Diskontrate.
Ergebnisse: HPV-basiertes Screening war effektiver als die Zytologie (71%–97% versus 53%–80% Zervixkrebsreduktion, je nach Screeningintervall). Die IKEV lagen zwischen 2.600 Euro/Lebensjahr (LJ) (Zytologie allein ab 20J, 5J-Intervall) und 155.500 Euro/LJ (HPV-Screening ab 30J, Zytologie 20J–29J, 1J-Intervall). Jährliche Zytologie, wie in Deutschland empfohlen, wurde von HPV-Screening dominiert. HPV-Screening ab 30J (Zytologie 20J–29J) alle 2J war kostengünstiger und gleich effektiv. Die Erhöhung des Alters für den Screeningbeginn auf 25J hatte keinen relevanten Effektivitätsverlust zur Folge, reduzierte aber den Ressourcenverbrauch.
Schlussfolgerung/Implikation: Basierend auf diesen Modellergebnissen ist das HPV-basierte Zervixkrebsscreening effektiver als die Zytologie und bei Screeningintervallen von zwei oder mehr Jahren als kosteneffektiv zu bewerten. Für den deutschen Kontext könnte ein HPV-Screening ab dem 30. LJ und Zytologie im Alter von 25J–29J jeweils im 2J-Intervall eine optimale Strategie sein. Längere Screeningintervalle könnten für Frauen ohne erhöhtes Risiko und regelmäßiger Screeningteilnahme bzw. im Fall einer Abnahme der HPV-Inzidenz in der Population um mehr als 70% sinnvoll sein.