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Kann die Angst von Patienten durch strukturierte Informationen während des Intensivstationsaufenthaltes gemindert werden? Eine multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie (RCT)
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Veröffentlicht: | 23. März 2011 |
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Hintergrund: Vor dem Hintergrund kontroll- und pflegetheoretischer Konzepte wurde in einer multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie die Vermittlung von Wissen aufgegriffen, um Patienten auf der Intensivstation eine situative Einordnung des Aufenthaltes und eine Vorhersage damit verbundener ungewohnter Ereignisse zu vereinfachen und empfundene Ängste zu mindern.
Material/Methoden: Die Untersuchung wurde als prospektive multizentrische Studie (ClinicalTrials NCT00764933; Förderung: BMBF) in den Studienzentren Marburg, Halle und Stuttgart bei Patienten auf herzchirurgischen, allgemeinchirurgischen und internistischen Intensivstationen (ITS) durchgeführt.
Die Studienteilnehmer wurden per Randomisierung einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt ein intensivstationsspezifisches Gespräch mit prozeduralen, sensorischen und Coping-Informationen. Mit den Patienten der Kontrollgruppe wurde ein Gespräch geführt, das keine intensivstationsspezifischen Informationen enthielt. Beide Interventionen fanden zu Beginn des ITS-Aufenthaltes statt und dauerten 10 Minuten.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 211 elektive und nicht-elektive Patienten (IG N=104 vs. KG N=107) in die Studie aufgenommen werden, die mindestens 24 Stunden auf der jeweiligen Intensivstation verbrachten: Herzchirurgie (N=102), Allgemeinchirurgie (N=41) und Innere Medizin (N=68).
Weder für das primäre Outcome „Angst auf der Intensivstation“ noch für die sekundären Outcomes wie „Angst auf Normalstation“ und „postoperative Verwirrtheit“ konnte ein zusätzlicher Nutzen des strukturierten Informationsgesprächs gegenüber Gesprächen mit unspezifischen Inhalten nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung/Implikation: Entgegen der theoretischen Erwartung, wonach gezielte Information zu einer Angstreduktion führt, zeigte sich dieser Effekt nicht. Der Beitrag diskutiert in diesem Zusammenhang auch die retrospektive Erfassung von Erlebnisinhalten und emotionalen Zuständen und zeigt Implikationen für Forschung und Praxis auf.