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Wie sollte individualisierte Medizin in evidenzbasierten Leitlinien umgesetzt werden? – Eine Analyse von Leitlinienmanualen
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Veröffentlicht: | 23. März 2011 |
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Hintergrund: Die individualisierte Medizin als eine Zukunftsvision für eine verbesserte Gesundheitsversorgung ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus von Politik und Forschung gerückt [1]. Sie wird als eine Chance gesehen, neue präventive, diagnostische und therapeutische Interventionen insbesondere für komplexe Krankheiten zu entwickeln.
Für Leitlinienentwickler ergeben sich hieraus zahlreiche Fragen, insbesondere ob Ansätze individualisierter Medizin in aktuelle evidenzbasierte Leitlinien aufgenommen werden können und sollen und welche Anforderungen an die Evidenz gestellt werden können. Hierzu müssen Methoden diskutiert und festgelegt werden.
Ziel des Projektes ist eine Statuserhebung zur Thematisierung und Operationalisierung individualisierter Medizin für die Leitlinienerstellung.
Material/Methoden: Gegenstand der vorliegenden Analyse waren Methodenhandbücher zur Leitlinienentwicklung (Leitlinienmanuale). Es wurde eine systematische Recherche bei den Mitgliedsorganisationen des Guidelines International Network (G.I.N.) sowie der AWMF durchgeführt. Eingeschlossen wurden themenübergreifende Anleitungen für die Erstellung von Leitlinien. Weiterhin wurde eine Stichprobe aus den von den recherchierten Organisationen erstellten Leitlinien analysiert. Analysiert wurden die allgemeine Thematisierung individualisierter Medizin, Definitionen sowie die methodische Operationalisierung.
Ergebnisse: Es wurden 93 Manuale bzw. vergleichbare Publikationen zur Leitlinienerstellung identifiziert. Das Konzept der individualisierten Medizin sowie deren Umsetzung in klinischen Leitlinien wurden in keinem Manual explizit thematisiert. In wenigen Manualen fanden sich Hinweise auf das Thema. Konkrete methodische Überlegungen zu Anforderungen an Literaturrecherche und -bewertung wurden nicht gegeben. In der analysierten Leitlinienstichprobe fanden sich Empfehlungen für bestimmte Subgruppen von Patienten im Sinne einer individualisierten Versorgung. Auch in diesen Leitlinien konnten keine generellen Empfehlungen für das methodische Vorgehen identifiziert werden.
Schlussfolgerung/Implikation: Leitlinienempfehlungen auf der Basis individualisierter Medizin zu formulieren stellt zur Zeit noch eine Herausforderung dar, da bisher wenig methodische Vorgaben bestehen. Hierzu ist die weitere Methodenentwicklung und –diskussion auf Basis einer einheitlichen Definition notwendig. In welchem Maße einzelne Leitlinien bereits konkrete Empfehlungen für eine individualisierte Versorgung geben und wie dies methodisch umgesetzt wird, wird in einem Anschlussprojekt systematisch anhand ausgewählter Erkrankungen überprüft.