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Impulse für die Leitlinienlinienentwicklung aus der Gender-Perspektive am Beispiel internationaler Leitlinien zur Depression
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Veröffentlicht: | 23. März 2011 |
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Hintergrund: Geschlecht (sex & gender) beeinflusst die Krankheitsentstehung und den Krankheitsverlauf sowie die Diagnostik, die Therapie und das Therapieergebnis und ist damit für eine angemessene Versorgung von Frauen und Männern relevant. Auch für die Depression finden sich erhebliche Geschlechterunterschiede, die unzureichend in der Versorgung adressiert werden. Im Rahmen einer Pilotstudie wurde geprüft, ob in internationalen Leitlinien zu Depression Geschlechterunterschiede berücksichtigt wurden.
Daten und Methoden: Die Analysegrundlage stellen Leitlinien aus Österreich, Finnland, Schweden und Großbritannien dar. Methodisch wurde wie folgt vorgegangen:
- 1.
- quantitativ (Nennung geschlechterrelevanter Begriffe)
- 2.
- qualitativ (Abgleich mit den in der Literatur benannten Geschlechterunterschieden). Für den zweiten Schritt wurde eine systematische Literaturrecherche (MeSH-Terms, Freitextsuche) mit den Datenbanken pubmed und EMBASE durchgeführt. Insgesamt wurden 233 Publikationen gefunden, von denen 60 Publikationen in die systematische Literaturbewertung ein gingen.
Ergebnisse: Aus der Literatur wurden folgende Bereiche mit versorgungsrelevanten Unterschieden zwischen den Geschlechtern identifiziert: Epidemiologie, Symptome, Suizid, Diagnose, Therapie und Prävention, soziale Faktoren und Coping-Strategien. Pharmakotherapie wurde im Rahmen dieser Pilotstudie ausgeschlossen. In den vier Leitlinien zur Depression fanden sich wenige Hinweise zu Geschlechterunterschieden; insbesondere in den Bereichen Epidemiologie, Symptome und Diagnose, Therapie und Behandlung. Nur im Bereich soziale Faktoren wurde den Geschlechterdifferenzen stärker Rechnung getragen.
Diskussion: In Anbetracht der Reichweite und des Potentials von Leitlinien, die Versorgungsqualität zu verbessern, kommt ihnen auch hinsichtlich einer zeitnahen und umfassenden Berücksichtigung von Geschlechterunterschieden eine herausragende Rolle zu. Am Beispiel der Leitlinien zur Depression wird deutlich, dass dieses Potential noch nicht ausreichend genutzt wird. Zur Überwindung dieses Defizits sollte die Geschlechtersperspektive ein integraler Bestandteil sowohl im Erstellungs- als auch im Reviewprozess von Leitlinien sein.