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EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?
Forum Medizin 21
11. EbM-Jahrestagung

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

25.02. - 27.02.2010, Salzburg, Österreich

Prävalenz psychotroper Medikamente bei Bewohnern deutscher und österreichischer Alten- und Pflegeheime

Meeting Abstract Freie Themen II

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  • corresponding author presenting/speaker Tanja Richter - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Universität Witten/ Herdecker, Pflegewissenschaften, Witten, Deutschland
  • Eva Mann - Allgemeinärztin, Rankweil, Österreich
  • author Sascha Köpke - Universität Hamburg, Gesundheitswissenschaften, Hamburg, Deutschland

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?. Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10ebm118

doi: 10.3205/10ebm118, urn:nbn:de:0183-10ebm1185

Veröffentlicht: 22. Februar 2010

© 2010 Richter et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Internationale Studien belegen, dass psychotrope Medikamente in europäischen Alten- und Pflegeheimen regelmäßig verschrieben werden [1]. Nebenwirkungen dieser Substanzen sind hinreichend bekannt [2], [3]. Ziel der Arbeit war die Erhebung und der Vergleich von Verschreibungsraten psychotroper Medikamente bei Bewohnern deutscher und österreichischer Alten- und Pflegeheime sowie die Darstellung von Assoziationen zwischen Einrichtungs- und Bewohnermerkmalen und Verschreibungsraten.

Material/Methoden: Die Daten wurden in drei verschiedenen Studien erhoben: Zwei Studien wurden in Hamburg durchgeführt (1. Querschnittstudie mit 2367 Bewohner aus 30 Einrichtungen; 2. Basisdaten einer randomisiert kontrollierten Studie mit 1125 Bewohnern aus 58 Einrichtungen), eine Studie in Vorarlberg (Querschnittstudie mit 1844 Bewohner aus 48 Einrichtungen). Psychotrope Medikamente wurden entsprechend der ATC-Klassifikation kodiert. Prävalenzen der Verschreibung psychotroper Medikamente wurden verglichen. Cluster-adjustierte multiple logistische Regressionsanalysen wurden durchgeführt, um mögliche Assoziationen mit Verschreibungsraten psychotroper Medikamente nachzuweisen.

Ergebnisse: Einrichtungs- und Bewohnermerkmalen waren vergleichbar zwischen den Studien und zeigten typische Altenheimpopulationen. Cluster-adjustierte Prävalenzen von Bewohnern mit mindestens einer Verschreibung eines psychotropen Medikaments waren 51,8% (95% CI 48,3–55,2) bzw. 52,4% (48,4–56,1) in Hamburg und 74,6% (72,0–77,2) in Vorarlberg. Prävalenzen von Bewohnern mit mindestens einer Verschreibung eines antipsychotischen Medikaments waren 28,4% (25,2–31,7) bzw. 28,4% (24,2–32,7) in Hamburg und 45,9% (42,7–49,1) in Vorarlberg. Keine Einrichtungs- und wenige Bewohnermerkmale waren mit Verschreibungsraten assoziiert, mit geringen Unterschieden zwischen den drei Studien.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Prävalenz psychotroper Medikamente in Alten- und Pflegeheimen ist erheblich. Neue Ansätze zur Reduktion sind dringend erforderlich. Aktuell erstellen wir ein Cochrane Review zur Wirksamkeit psychosozialer Interventionen zur Reduktion antipsychotischer Medikamente in Alten- und Pflegeheimen.


Literatur

1.
Matthews FE, Dening T. Prevalence of dementia in institutional care. Lancet. 2002;360(9328):225-6.
2.
Hartikainen S Lönnroos E, Louhivuori K. Medication as a risk factor for falls: critical systematic review. J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2007;62(10):1172-81.
3.
Rochon PA, et al. Atypical antipsychotics and parkinsonism. Arch Intern Med. 2005; 165(16):1882-8.