gms | German Medical Science

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?
Forum Medizin 21
11. EbM-Jahrestagung

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

25.02. - 27.02.2010, Salzburg, Österreich

Rezeption von Leitlinien in der deutschprachigen Wikipedia

Reception of clinical practice guidelines in German Wikipedia

Meeting Abstract Leitlinien und Leitlinienentwicklung

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EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?. Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10ebm077

doi: 10.3205/10ebm077, urn:nbn:de:0183-10ebm0773

Veröffentlicht: 22. Februar 2010

© 2010 Gerken et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die deutschsprachige Wikipedia (WP) ist als frei zugängliche Enzyklopädie ein auch in Gesundheitsfragen sehr beliebtes Medium. WP-Artikel werden dabei nicht nur von Patienten und Ärzten gezielt gelesen, sondern auch von Suchmaschinen durchgehend auf den ersten Plätzen der Suchergebnisse gelistet. Die Qualität der Beiträge wird jedoch immer wieder kritisch diskutiert, da jeder Artikel ändern oder neu einstellen kann (Web 2.0-Prinzip). Hochwertige Leitlinien sind eine valide und aktuelle Quelle aufbereiteter Evidenz. Innerhalb der WP werden Leitlinien als eine der zu bevorzugenden Quellen für medizinische Artikel angesehen. Es ist bisher nicht bekannt, welche Bedeutung S2-/S3-Leitlinien (LL) in diesem Informationsangebot spielen.

Material/Methoden: In der 34. KW 2009 wurden alle S2-/S3-LL von der AWMF-Webseite kopiert und standardisiert extrahiert. In der deutschsprachigen WP wurde nach dem LL-Titel und daraus abgeleiteten Suchbegriffen gesucht. Zusätzlich wurde mittels Google die WP nach dem LL-Titel und der Registernummer durchsucht. Es wurde für jede LL erfasst, ob sie in der WP zitiert wurde und in welchem Kontext. Wenn die LL nicht gefunden wurde, dann wurde sie in den Artikel der jeweiligen Erkrankung eingetragen.

Ergebnisse: Von 115 S2-LL wurden 44 (38%) in WP-Artikeln zitiert. Von 85 S3-LL wurden 40 (47%) in WP-Artikeln zitiert. In 16 Artikeln erscheinen LL in den Literaturhinweisen, in 40 Artikeln werden sie unter den Weblinks genannt. LL werden in 32 Artikel als Einzelnachweis im Text zitiert, darunter 12x als Hintergrund, 15x zu Diagnostik, 16x zu medikamentöser Therapie und 12x zu nicht-medikamentöser Therapie. Es wurden 96 bisher in WP nicht erwähnte LL von den Autoren in passende Artikel eingetragen, um die Wahrnehmung der LL zu verbessern. Dabei wurden, wenn vorhanden, Patientenversionen explizit erwähnt.

Schlussfolgerung/Implikation: Fast jede zweite S2-/S3-LL wird in WP-Artikel zitiert, zumeist als Weblink oder Einzelnachweis. LL werden in der WP überwiegend ohne standardisierte Formatvolage genannt und sind daher nicht immer direkt zu identifizieren. LL-Herausgeber sollten als Teil der Implementierungsstrategie ihre LL gezielt in der WP eintragen und ggf. auch Patientenversionen erwähnen. WP-Autoren sollten LL als hochwertige Quelle praxisrelevanten Wissens wahrnehmen und konsistent darstellen.