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EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?
Forum Medizin 21
11. EbM-Jahrestagung

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

25.02. - 27.02.2010, Salzburg, Österreich

Wie valide sind evidenzbasierte Leitlinien? – Eine vergleichende Analyse von Leitlinienempfehlungen mit aktuellen systematischen Übersichten am Beispiel der Pharmakotherapie des Diabetes mellitus Typ 2

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Michaela Eikermann - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • Nicole Holzmann - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • Volker Vervölgyi - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • Regine Potthast - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • Thomas Kaiser - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland
  • Alric Rüther - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, Deutschland

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?. Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10ebm039

doi: 10.3205/10ebm039, urn:nbn:de:0183-10ebm0391

Veröffentlicht: 22. Februar 2010

© 2010 Eikermann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Leitlinien sollen helfen, Entscheidungen im Gesundheitswesen zu unterstützen, und zu einer besseren Versorgung beizutragen. Voraussetzung ist, dass die Informationen der Leitlinien eine verlässliche Basis für solche Entscheidungen darstellen. Somit wird die Notwendigkeit deutlich, neben der bereits international etablierten Bewertung der Erstellungsmethodik [1], [2] auch eine Methode zu entwickeln, um die Inhalte der Leitlinien hinsichtlich zu überprüfen. Eine hohe methodische Qualität kann allenfalls ein Indiz für die inhaltliche Qualität sein [3].

Ein zentraler Aspekt für eine inhaltliche Bewertung ist die Überprüfung der Validität von Leitlinienempfehlungen.

Ziel der Untersuchung ist es, Informationen zur Überprüfung der Validität von Leitlinienempfehlungen zu sammeln und mögliche Schwierigkeiten zu identifizieren.

Material/Methoden: Evidenzbasierte Leitlinien zur Diabetes-Behandlung wurden anhand einer systematischen Recherche in Leitliniendatenbanken (GIN, leitlinien.de und NGC) identifiziert. Als Kriterien für „Evidenzbasierung“ wurden festgelegt: systematische Recherche, Angabe von Evidenzlevel (LoE) und Empfehlungsgrade (GoR), Verknüpfung von Empfehlung und Literatur.

Parallel wurden 2 aktuelle systematische Übersichten (SR) zur Pharmakotherapie des Diabetes mellitus Typ 2 ausgewählt. Beiden SR liegt eine breite Datenbasis zu Grunde (systematische Recherche, Identifikation bislang unpublizierter Daten, Stellungnahmen verschiedener Stakeholder).

Aus den Leitlinien wurden themenrelevante Empfehlungen, LoE/GoR, sowie die zugrunde liegende Literatur sowie die betrachteten Outcomes extrahiert. Aus den SR wurden die entsprechende Ergebnisse den Leitlinienempfehlungen zugeordnet, sowie die in die Bewertung eingeschlossenen und ausgeschlossenen Publikationen (mit Ausschlussgrund) incl. der betrachteten Outcomes extrahiert. Es erfolgte eine vergleichende Analyse anhand definierter Kriterien.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 6 Leitlinien in die Analyse einbezogen. In den meisten Fällen waren die Empfehlungen nicht klar zu identifizieren. Die Methoden zur Formulierung der Empfehlung waren in vielen Fällen nicht transparent dargestellt. Nur in einer Leitlinie wurden die betrachteten Outcomes detailliert dargestellt. Folgende Problematiken wurden darüber hinaus identifiziert: In den Leitlinien wurden keine unveröffentlichten Daten genutzt, so dass ein relevanter Publikationsbias wahrscheinlich ist. Zulassungsaspekte wurden ebenfalls nicht systematisch berücksichtigt.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Überprüfung der Validität von Leitlinienempfehlungen ist ein längst überfälliger Schritt in der Bewertung von Leitlinien. Die Überprüfung anhand methodisch hochwertiger Sekundärliteratur ist hierfür ein möglicher Weg. Die durch die Untersuchung identifizierten Problematiken müssen zum einen in Bezug auf die Validitätsbewertung bedacht werden, sollten aber auch bereits beim Erstellungsprozess berücksichtigt werden.


Literatur

1.
The AGREE Collaboration. Writing Group: Cluzeau FA, Burgers JS, Brouwers M, Grol R, Mäkelä M, Littlejohns P, Grimshaw J, Hunt C. Development and validation of an international appraisal instrument for assessing the quality of clinical practice guidelines: the AGREE project. Qual Saf Health Care. 2003;12(1):18-23.
2.
Vlayen J, Aertgeerts B, Hannes K, et al. A systematic review of appraisal tools for clinical practice guidelines: multiple similarities and one common deficit. Int J Qual Health Care. 2005;17(3):235-242.
3.
Watine J, Friedberg B, Nagy E, et al. Conflict between guideline methodological quality and recommendation validity: a potential problem for practitioners. Clin Chem. 2006;52(1):65-72.