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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

PUMA – potentiell unangemessene Medikation im Alter. Eine Analyse der aktuellen Versorgungssituation bei Pflegeheimbewohnern

Meeting Abstract

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  • corresponding author Sabine Beck - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author presenting/speaker Stephanie Kossow - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Klaus Böhme - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Wilhelm Niebling - Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Evidenz und Entscheidung: System unter Druck. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 05.-07.03.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09ebmP3.2

doi: 10.3205/09ebm050, urn:nbn:de:0183-09ebm0501

Veröffentlicht: 4. März 2009

© 2009 Beck et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) sind häufig und führen zu hohen Folgekosten. Ältere Patienten sind durch im Alter veränderte Pharmakokinetik, insbesondere durch die altersbedingte Abnahme der renalen Clearance, in erhöhtem Maße von unerwünschten Arzneimittelwirkungen betroffen.

Methoden

An der Datenerhebung beteiligten sich 37 Praxen des QP Praxen Netzes Freiburg. In den von ihnen versorgten Altenpflegeheimen wurden die Arzneimittelverordnungen von insgesamt 550 Patienten sowie Gewicht, Alter und Pflegestufe erfasst. Die behandelnden Hausarztpraxen ergänzten Diagnosen und aktuellen Kreatininwert. Die Datensätze wurden anonymisiert an die Studienzentrale weitergeleitet.

Die Arzneimittelverordnungen werden mittels der modifizierten Beers-Liste 2008 und des Arzneimittelverordnungssystem RpDoc in Hinblick auf Angemessenheit der Verordnung, adäquate Dosierung und Interaktionen überprüft.

Ergebnisse

Aktuell liegt eine erste Analyse von 187 der 550 erhobenen Datensätze vor. 42% der in der Erhebung erfassten Pflegeheimbewohner sind über 85 Jahre alt, weitere 39% zwischen 75 und 85 Jahre. Im Durchschnitt werden den Patienten 8 (1 bis maximal 19) Medikamente verordnet. Bei 34% aller Patienten liegen potentiell unangemessene Verordnungen vor. Bei 27% der Patienten betrifft dies nur eine Arzneimittelverordnung, bei 5% 2 Verordnungen und bei 1,6% 3 oder 4 Arzneimittel.

Die häufigste kritische Wirkstoffgruppe sind Benzodiazepine. Sie werden bei insgesamt 16% der Patienten verordnet, bei 4% als Dauer- und 12% als Bedarfsmedikation. Dabei ist bei den meisten Patienten keine die Verordnung begründende Diagnose dokumentiert. Bei 7,5% der Patienten wird Digoxin als Medikation eingesetzt, hier überwiegend mit der begründenden Diagnose einer absoluten Arrhythmie. Die Häufigkeit einer nicht adäquat an die Nierenfunktion angepasste Dosierung wird ausgewertet, hier stehen die Ergebnisse noch aus.

Schlussfolgerung/Implikation

Potentiell unangemessene Medikation im Alter ist häufig und gefährdet die Patienten durch ein hohes Risiko für UAW. Die Anwendung eines elektronischen Arzneimittelverordnungssystems in Arztpraxen oder direkt im Altersheim ist ein Ansatz, um unangemessene Arzneimittelverordnung zu reduzieren.