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Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Enuresis – Analyse von Verordnungsdaten einer gesetzlichen Krankenversicherung
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Veröffentlicht: | 15. März 2007 |
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Hintergrund
Nach Angaben der Patienteninformation des IQWIG liegt die Prävalenz des gelegentlichen Einnässens bei Fünfjährigen bei über 15% und sinkt bei Zehnjährigen auf unter 5% [Ref. 1]. Als therapeutische Optionen werden Wecksysteme sowie Arzneimittel angewendet. Wecksysteme stellen die wirksamste Therapie dar [Ref. 1], [Ref. 2]. Anhand von Routinedaten sollte untersucht werden, wie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren mit der Diagnose Enuresis in Deutschland behandelt werden.
Methoden
Wir führten eine Querschnittsstudie im Zeitraum zwischen 01.01.2004-31.12.2004 mit Verordnungs- und Versichertendaten der Gmünder ErsatzKasse (GEK) durch. Alle ganzjährig Versicherten zwischen 0-18 Jahren mit mindestens einer ambulanten Diagnose Enuresis (ICD 10: R32, F98.0) wurden eingeschlossen.
Ergebnisse
Bei 6091 Kindern unter 18 Jahren wurde im Jahr 2004 mindestens eine ambulante Enuresis-Diagnose gestellt. Das Durchschnittsalter lag bei 7,7 Jahren (SD: 3,5), der Modus bei 5 Jahren. Jungen waren häufiger betroffen (62,3%). Insgesamt 23,3 % der Kinder mit mindestens einer Diagnose erhielten Arzneimittel, lediglich 6,6% wiesen eine Wecksystemverordnung auf. Als Enuresis-spezifische Arzneimittel wurden Desmopressin (59,2%), spasmolytische Urologika (38,0%, am häufigsten Propiverin) sowie trizyklische Antidepressiva (2,8%) verordnet. Diese Arzneimittel wurden zu 43,0% von Kinderärzten, in 30,3% der Fälle von Urologen und zu 18,1% von Praktischen Ärzten verschrieben. Nahezu 70% aller Verordnungen von Klingelhosen oder –matratzen erfolgten durch Kinderärzte. Betrachtet man das Subkollektiv mit Enuresis-Diagnosen in mind. 3 Quartalen (n=1323), erhielten Jungen im Vergleich zu Mädchen häufiger Wecksysteme (PR: 1,69; 95%KI: 1,08-2,66) und Enuresis-spezifische Arzneimittel (PR: 1,27; 95%KI: 1,11-1,46).
Schlussfolgerung/Implikation
Die Untersuchung zeigt – entgegen evidenzbasierter Empfehlungen – eine verhältnismäßig starke Bedeutung der medikamentösen Therapie bei der Behandlung der Enuresis bei Kindern und Jugendlichen sowie geschlechtsspezifische Unterschiede.
Literatur
- 1.
- IQWIG. Wie bringe ich mein Kind trocken durch die Nacht? http://www.gesundheitsinformation.de/index.133.34.de.html?bab[subpage_id]=0-0. 2006.
- 2.
- Glazener CMA, Evans JHC. Desmopressin for nocturnal enuresis in children. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2002;3. Art. No.: CD002112. DOI: 10.1002/14651858.CD002112.