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Werturteile und ihre fehlende Transparenz in der Evidenz-basierten Nutzenevaluation
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Veröffentlicht: | 15. März 2007 |
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Gliederung
Text
Hintergrund
Die medizinische Nutzenevaluation nach den Kriterien der EbM ist nicht frei von subjektiven Wertungen. Sie impliziert Werturteile zu verschiedenen Fragestellungen. Entsprechende Werturteile nehmen meist implizit erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse der Nutzenevaluation. Um einen rationalen und verantwortungsvollen Umgang mit den notwendigen Projekten einer EbM zu ermöglichen, bedarf es methodischer Ansätze, um die implizite Normativität in ihren Prozessen identifizieren und transparent machen zu können.
Methoden
Der Vortrag stellt eine Checkliste zur Identifizierung der zentralen Werturteile in der Nutzenevaluation vor und beschreibt ihr Verhältnis zu einer Ethik der EbM. Die durch die Checkliste gekennzeichneten Ebenen von Werturteilen werden anhand der kontroversen Diskussionen zum patientenorientierten Nutzen (effectiveness) von Mammographie-Screening und Antidementiva (Cholinesterashemmer) vorgestellt.
Ergebnisse
Typische und anhand der Praxisbeispiele demonstrierte Werturteile finden sich u.a. zu folgenden Fragestellungen: „Was sind die kontextspezifisch relevanten Studienendpunkte?“, „Welche Methoden zur Erfassung von Studienendpunkten und zu ihrer Auswertung sind wünschenswert UND im jeweiligen Kontext anwendbar?“, „Welche Abweichungen von wünschenswerten und machbaren Methoden zur Erfassung von Studienendpunkten und zu ihrer Auswertung werden als noch akzeptabel eingestuft?“
Schlussfolgerung/Implikation
Die Checkliste ermöglicht eine am Prozess der Nutzenevaluation orientierte systematische Identifizierung von ergebnisrelevanten Werturteilen. Als Konsequenz der bislang meist nur implizit zu erschließenden Werturteile in veröffentlichten Berichten zur Nutzenevaluation wird für die Notwendigkeit einer erweiterten Definition von Transparenz in der Praxis der EbM argumentiert.