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Patientensouveränität und EbM im Alter
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Veröffentlicht: | 15. März 2007 |
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Gliederung
Text
Hintergrund
Die Förderung von Patientensouveränität ist ein zentraler Punkt im Wandel des Gesundheitssystems. Die praktische Umsetzung solcher Ansätze konzentriert sich meist auf eine spezifische Erkrankung und stützt sich auf evidenzbasierte Information. Ungeklärt ist, inwiefern Patientensouveränität auch bei komplexer beeinträchtigten Menschen möglich ist. Erkrankungen älterer Menschen sind meist multipel, chronisch und mit Schmerz assoziiert. Die Gemengelage von Ursache und Wirkung, Latenz und Manifestation der Erkrankungen sowie die im Alter erhöhte interindividuelle Varianz erschweren die Anwendung evidenzbasierter Leitlinien. Das Bild eines rationalen oder wenigstens rational behandelbaren Patienten erweist sich hier als bedingt adäquat.
Methoden
Die Forschungslage erfordert ein offenes, qualitatives Vorgehen. Es werden Interviews mit hochaltrigen, mehrfach erkrankten Schmerzpatienten geführt, um herauszufinden, inwiefern Patientensouveränität bei der Zielgruppe vorhanden ist, erwünscht ist und umgesetzt werden kann. Zur Komplettierung dieses zielgruppenspezifischen Entwurfs der Patientensouveränität werden auch die Perspektiven von Angehörigen und Ärzten einer Analyse unterzogen. Die Auswertung erfolgt mit der Methode der Grounded Theory.
Ergebnisse
Das Ergebnis wird ein Entwurf der Patientensouveränität sein, der aus der Lebenswelt der Betroffenen stammt. Es wird sich im Zuge dessen nicht nur offenbaren, welche Rolle Patientensouveränität in den subjektiven Vorstellungen und Bewertungen der Zielpersonen spielt, sondern auch, welchen Stellenwert Konzepte wie Evidence Based Medicine, Narrative Based Medicine und Shared Decision Making einnehmen.
Schlussfolgerung/Implikation
Die Erkenntnisse lassen sich in ein Leitbild ärztlicher Urteilsgewinnung integrieren. Die Behandlungsplanung kann den Denk- und Bezugsraum des individuellen Patienten verstärkt berücksichtigen. Hochaltrige könnten gezielt ermutigt werden, sich nach ihren Möglichkeiten und Wünschen an gesundheitsbezogenen Entscheidungen beteiligen.