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35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.06. - 17.06.2023, Nürnberg

Retinale Blutungen bei Kataraktoperation

Meeting Abstract

  • Philipp L. Müller - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg
  • Bader Khayat - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg
  • Christoph Niederdellmann - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg
  • Felix Rombold - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg

35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocEPO 5.3

doi: 10.3205/23doc086, urn:nbn:de:0183-23doc0868

Veröffentlicht: 13. Juni 2023

© 2023 Müller et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Operation der Katarakt der häufigste operative Eingriff in Deutschland. Meist erfolgt der Eingriff in Patienten höheren Lebensaltes. Vorwiegend in dieser Kohorte, aber auch bei jüngeren Patienten sind Komorbiditäten und Komplikationen nicht unüblich. Ziel dieser Arbeit ist es, Warnzeichen und Maßnahmen bezüglich retinaler Blutungen zu evaluieren.

Methode: In diese longitudinale Fallstudie berichtet von einer 69-jährigen Patientin. Anamnestisch fand sich eine Stammzelltransplantation vor 10 Jahren sowie eine arterielle Hypertension. Aufgrund einer hinteren Schalentrübung mit assoziierter Visusminderung wurde am rechten Auge eine Katarkat-Operation durchgeführt. In der Nachsorge zeigte sich nach einem ersten regelrechten postoperativen Verlauf ein erneuter Visusabfall nach 5 Tagen. Es fanden sich eine dichte Glaskörperblutung mit assoziiertem Augeninnendruckanstieg. Bei einer explorativen Vitrektomie fanden sich multiple prä-, intra- und subretinale Blutungen, die eine ausführlichen diagnostischen Abklärung nach sich zogen.

Ergebnis: In der internistischen Abklärung inklusive Langzeitblutdruckmessung zeigten sich einzelne Spitzenwerte von über 220/120 mmHg bei sonst regelrechten Gerinnungswerten. Eine Intensivierung der blutdrucksenkenden Therapie führte zu einer raschen Normalisierung der Blutdruckwerte. Zudem erfolgte eine intravitreale Bevacizumab-Gabe am betroffenen Auge. In der Folge kam es zu einem Rückgang der Netzhautveränderungen sowie einem raschen Visusanstieg (0,80 bereits 25 Tage nach initialer Katarakt-Operation). Areale mit subretinaler Blutung zeigten in der Folge eine Atrophie der äußeren Netzhaut. Bereiche mit intra-und präretinalen Blutungen zeigten eine Restitutio ad Integrum. Das linke Auge blieb im Verlauf der gesamten Beobachtungszeit symptomfrei und zeigte lediglich eine hypertensive Retinopathie Grad 1–2.

Schlussfolgerung: Retinale Blutungen nach Katarakt-Operation sind für den Patienten und Behandler eine große emotionale und klinische Herausforderung. Eine frühzeitige Abklärung und Eingreifen können schwerwiegende Folgen vermeiden. Dabei sind insbesondere subretinale Blutungen von besonderer langfristiger Bedeutung. Durch die hohe Anzahl operativer Eingriffe in multimorbiden Patienten und möglichen assoziierten Komplikationen sind umfangreiche internistische Abklärungen auch bei vermeintlichen Routineeingriffen zu empfehlen.