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35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.06. - 17.06.2023, Nürnberg

Mittel- und langfristige keratometrische Veränderungen in den Jahren 1–7 nach kornealem Crosslinking (CXL) bei Patienten mit Keratokonus

Meeting Abstract

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  • Lukas Neuhann - MVZ Prof. Neuhann, München
  • Diana Vogel - MVZ Prof. Neuhann, München
  • Jens Dreyhaupt - Institut f. Epidemiologie u. med. Biometrie, Universität Ulm, Ulm
  • Christian Enders - Medizinische Fakultät, Universität Ulm, Ulm

35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocEPO 3.1

doi: 10.3205/23doc078, urn:nbn:de:0183-23doc0789

Veröffentlicht: 13. Juni 2023

© 2023 Neuhann et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Das korneale Crosslinking (CXL) ist Therapie der Wahl bei progressivem Keratokonus. Trotz seiner unbestrittenen Effektivität kann es postoperativ auch nach Jahren noch zu Veränderungen der kornealen Form sowie zur Krankheitsprogression kommen. Wir haben analysiert, wann und wie sich keratometrische Parameter nach CXL verändern, um bessere Aussagen zu refraktiver Stabilität und notwendigen Kontrollintervallen treffen zu können.

Methode: Im Rahmen der retrospektiven Kohortenstudie wurden zuvor unbehandelte Augen eingeschlossen, die an unserem Zentrum ein CXL erhielten und bei denen vollständige Keratometriewerte, gemessen mit Scheimpflug-Tomographie, vor und 1, 3, 5 und 7 Jahre nach CXL vorhanden waren. Das CXL wurde dem Dresdner Protokoll durchgeführt.

Ergebnisse: 63 Augen von 47 Patienten (Durchschnittsalter 25,46 Jahre, 80,9% männlich) wurden untersucht. Im Mittel verbesserten sich im ersten Jahr nach CXL alle relevanten keratometrischen Parameter, außer dem posterioren Astigmatismus, gegenüber den Ausgangswerten. Zwischen Jahr 1–3 nach CXL fand keine weitere signifikante Veränderung der Parameter statt. Kmax flachte zwischen Jahr 1–7 weiter ab (von 54,4 Dioptrien (D) auf 53,84 D), statistisch signifikant war die Veränderung in der Varianzanalyse nur für den Zeitraum zwischen Jahr 3–7. Für K1 ergab sich eine signifikante Abflachung nur zwischen Jahr 5–7, für K2 für mehrere Zeiträume. Der mittlere anteriore Astigmatismus blieb zwischen Jahr 1 und 7 nach CXL ohne signifikante Veränderungen, der posteriore Astigmatismus nahm zwischen Jahr 1–5 und 1–7 signifikant ab. Die dünnste Stelle unterlag Messschwankungen. Die Einzelverlaufsanalyse zeigte für Kmax bei 14 Augen (22,2%) eine Progression von ≥1 D, davon bei 6 Augen (9,5%) von ≥2 D. Bei diesen war der präoperative Kmax im Mittel tendenziell höher als bei nichtprogressiven Augen, der Unterschied erreichte Signifikanz für ≥2 D (p=0,044). Das mittlere Alter war bei Progression im Mittel signifikant höher (p=0,046). Bei 11 Augen (78,6%) zeigte sich die Progression zwischen Jahr 1-3. Bei 11,1% aller Patienten nahm der anteriore Astigmatismus im Beobachtungszeitraum über 1 D zu, jedoch ohne konkreten zeitlichen Trend.

Schlussfolgerung: 1–3 Jahre nach CXL ist die Keratometrie größtenteils stabil, danach kann sich die korneale Form bis mindestens Jahr 7 weiter dynamisch verändern, was sich auch refraktiv auswirken kann. Progression zeigt sich meist schon zwischen Jahr 1–3 nach CXL. Nach dem ersten postoperativen Jahr sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen daher mindestens alle 2 Jahre dringend indiziert, insbesondere bei höherem Kmax und auch bei älteren Patienten.