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35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.06. - 17.06.2023, Nürnberg

Hydrophobe Oberflächeneigenschaften hydrophiler Acryllinsen schützen nicht vor Eintrübung durch Kalzifikation

Meeting Abstract

  • Leoni Britz - Universitäts-Augenklinik Heidelberg, David J Apple International Laboratory for Ocular Pathology, Heidelberg
  • Sonja Schickhardt - Universitäts-Augenklinik Heidelberg, David J Apple International Laboratory for Ocular Pathology, Heidelberg
  • Gerd Uwe Auffarth - Universitäts-Augenklinik Heidelberg, David J Apple International Laboratory for Ocular Pathology, Heidelberg
  • Ingo Lieberwirth - Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz
  • Ramin Khoramnia - Universitäts-Augenklinik Heidelberg, David J Apple International Laboratory for Ocular Pathology, Heidelberg

35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocFP 5.5

doi: 10.3205/23doc051, urn:nbn:de:0183-23doc0516

Veröffentlicht: 13. Juni 2023

© 2023 Britz et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Eintrübung hydrophiler Acryllinsen durch Kalzifikation ist eine schwerwiegende Komplikation der Kataraktchirurgie. Im Prozess der Linsenkalzifikation spielt das Material der Kunstlinse eine entscheidende Rolle: Es wurde bisher lediglich über die Kalzifikation hydrophiler Acryllinsen berichtet. Hydrophobe Acryllinsen zeigen keine Kristallbildung innerhalb des Polymers. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob hydrophobe Oberflächeneigenschaften hydrophiler Acryllinsen vor Eintrübung durch Kalzifikation schützen.

Methode: Mithilfe eines elektrophoretischen Modells zur in vitro Kalzifikation wurden unter standardisierten Bedingungen fünf Acryllinsen auf das Risiko einer Kalzifikation hin untersucht. Zwei hydrophile Acryllinsen (Centerflex Toric 571T PCL, Rayner Intraocular Lenses Ltd. und 95S, Morcher GmbH) aus Poly(2-hydroxyethylmethacrylat) (PHEMA) wurden mit zwei hydrophilen Acryllinsen aus PHEMA mit hydrophoben Oberflächeneigenschaften (Lentis®Mplus LS-313 MF30, Teleon Surgical GmbH und CT SPHERIS 204, Carl Zeiss Meditec AG) verglichen. Als Negativkontrolle diente eine Acryllinse aus hydrophobem Poly-(2-phenylethyl-acrylat) (PEA) (Clareon SY60WF, Alcon Laboratories, Inc.). Dazu wurden die Linsen in eine Halterung aus inertem Polymethylmethacrylat (PMMA) gespannt und in der Mitte einer Horizontalelektrophorese platziert. Das Kammerwasser wurde durch wässrige Lösungen simuliert, welche mit TRIS-Puffer und HCl auf einen pH-Wert von 7,40 eingestellt wurden. Eine 10 mM wässrige Na2HPO4-Lösung wurde in die Kathodenseite der Elektrophoresekammer gefüllt, eine 10 mM CaCl2-Lösung auf die Anodenseite. Nach 20h Laufzeit wurden die Linsen entnommen und mithilfe von Lichtmikroskopie, Alizarin Rot und von Kossa Färbung, dem Rasterelektronenmikroskop (REM) und der energiedispersiven Röntgenspektroskopie (EDS) auf das Auftreten von Kalziumphosphatkristallen hin untersucht.

Ergebnis: Alle vier hydrophilen Acryllinsenmodelle zeigten eine Eintrübung durch die Bildung von Kalziumphosphatkristallen innerhalb des Polymers im Sinne einer Kalzifikation. Es konnte kein Unterschied zwischen den hydrophilen Acryllinsen und den hydrophilen Acryllinsen mit hydrophoben Oberflächeneigenschaften in Bezug auf die Kristallbildung festgestellt werden. Die Negativkontrolle aus hydrophobem Acrylat zeigte keine Kalzifikation.

Schlussfolgerung: Die in dieser Studie unter standardisierten Bedingungen durchgeführte Untersuchung konnte zeigen, dass hydrophobe Oberflächeneigenschaften hydrophiler Acryllinsen nicht vor Kalzifikation schützen und somit auch bei diesen Linsenmodellen das Risiko einer Eintrübung besteht.