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35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC)

15.06. - 17.06.2023, Nürnberg

Auswirkungen von Krankheitsaktivitätskriterien auf die Wahl von Therapieintervallen in klinischen Studien bei Patienten mit neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD)

Meeting Abstract

  • Michael Janusz Koss - Augenzentrum Nymphenburger Höfe, München
  • Marco Zarbin - Rutgers New Jersey Medical School, Newark, USA
  • Christina Y. Weng - Baylor College of Medicine, Cullen Eye Institute, Houston, USA
  • Audrey Souverain - F. Hoffmann-La Roche, Basel, Schweiz
  • Ivaylo Stoilov - Genentech, Inc., South San Francisco, CA, USA
  • Philippe Margaron - F. Hoffmann-La Roche, Basel, Schweiz

35. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgie (DOC). Nürnberg, 15.-17.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocFP 3.8

doi: 10.3205/23doc025, urn:nbn:de:0183-23doc0252

Veröffentlicht: 13. Juni 2023

© 2023 Koss et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Klinische Therapieentscheidungen bei nAMD-Patienten basieren auf der Beurteilung der Krankheitsaktivität. Ebenso werden in klinischen Studien Therapieregime und die Anpassung der Therapieintervalle anhand von Krankheitsaktivitätskriterien festgelegt. Diese können sich zwischen Studien unterscheiden, was den Vergleich der Ergebnisse zur Wirkdauer erschwert. In den nAMD-Studien TENAYA/LUCERNE konnte Faricimab (FAR), ein dualer Ang-2/VEGF-A-Inhibitor, den Visus mit Therapieintervallen von bis zu Q16W und reduzierter Injektionsanzahl in der PTI-Phase im Vergleich zu Aflibercept (AFL) über zwei Jahre aufrechterhalten. Hier wurde untersucht, wie sich die Verwendung anderer Krankheitsaktivitätskriterien auf die Wahl des FAR-Therapieintervalls in TENAYA/LUCERNE theoretisch ausgewirkt haben könnte.

Methodik: In TENAYA/LUCERNE (NCT03823287/NCT03823300) erhielten nAMD-Patienten (N=1329) FAR 6,0 mg oder AFL Q8W. 665 Faricimab-Patienten wurden einem Therapieintervall von bis zu Q16W zugewiesen, wenn sie keinen BCVA-Verlust von ≥5 (vs. Mittelwert beider vorheriger Besuche) oder ≥10 Buchstaben (vs. höchste BCVA beider vorheriger Besuche), oder CST >50 µm (vs. Mittelwert beider vorheriger Besuche) oder ≥75 µm (vs. niedrigste CST beider vorherigen Besuche) oder neue Makulablutung aufwiesen. Die Verwendung dieser Kriterien in Woche (W) 20 wurde verglichen mit der Verwendung der in der Studie PULSAR (NCT04423718) definierten Visus- und anatomischen Krankheitskriterien in W20 zur Festlegung der AFL-Therapieintervalle: Patienten ohne BCVA-Verlust >5 Buchstaben (vs. BCVA in W16) und CST-Anstieg >25 µm (vs. CST in W16) bzw. neue Makulablutung.

Ergebnisse: In den Studien TENAYA/LUCERNE, in denen die Beurteilung der Krankheitsaktivität entweder auf Visus- oder anatomischen Kriterien basierte, erzielten 78% der FAR-Patienten in W20 ein ≥Q12W-Intervall. Im Gegensatz dazu hätten mit Beurteilung der Krankheitsaktivität auf Visus- sowie anatomischen Kriterien, wie sie in der Studie PULSAR zur individuellen Anpassung der AFL-Therapieintervalle definiert wurden, theoretisch 96% der FAR-Patienten eine ≥Q12W-Dosierung in W20 erhalten.

Schlussfolgerung: Die Kriterien für die Krankheitsaktivität in klinischen Studien können einen erheblichen Einfluss auf die Wahl der Therapieintervalle haben. Es ist wichtig zu beachten, welche Kriterien die reale Praxis am besten widerspiegeln. So lässt sich besser verstehen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die Ergebnisse klinischer Studien auf den Praxisalltag übertragen lassen, um die Behandlungslast von Patienten mit nAMD zu verringern.