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34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

23.06. - 25.06.2022, Nürnberg

„Good to see” – Myopie-Präventionsprogram für Schulkinder in Polen – erste Ergebnisse

Meeting Abstract

  • Anselm G. M. Jünemann - Viselle Augenzentrum, Prof. Küchle & Kollegen, Erlangen
  • Anna Matysik-Wozniak - Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • Marek Niezgódka - Department of General and Pediatric Ophthalmology, Cardinal Stefan Wyszynski University, Warschau, Polen
  • Maksymilian Onyszkiewicz - Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • Malgorzata Latalska - Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • Aleksandra Czarnek-Chudzik - Medical University Lublin, Lublin, Polen
  • Malgorzata Kowalczyk - Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • Robert Rejdak - Universitätsmedizin Rostock, Rostock
  • Piotr Regulski - Medical University Lublin, Lublin, Polen
  • Abdelrahman N.H. Nassasra - Medical University Lublin, Lublin, Polen

34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 23.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocWK 6.11

doi: 10.3205/22doc068, urn:nbn:de:0183-22doc0681

Veröffentlicht: 3. Juni 2022

© 2022 Jünemann et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die kontinuierlich steigende Zahl der Menschen mit Myopie stellt eine der großen Herausforderungen im Gesundheitswesen dar. Ein geringes Maß an Freiluftaktivität und vermehrte Naharbeit sind etablierte Risikofaktoren für eine Myopie. Online-Lernen und Lockdown in der COVID-19-Pandemie können daher zu einer weiteren Zunahme der Myopie geführt haben. Das Myopie-Präventionsprogramm „Good to see” wurde vom Polnischen Gesund-heitsministerium, vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft und von der Medizinischen Universität Lublin für Kinder im Grundschulalter entwickelt. Das Ziel dieses Präventionsprogramms ist die Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Vermeidung von Myopie. Es werden die Ergebnisse der im Rahmen von „Good to see” durchgeführten ersten epidemiologischen Studie vorgestellt.

Methode: Von Oktober 2021 bis Januar 2022 wurden 981 Kinder (474 Mädchen, 500 Jungen, bei 7 Kindern fehlende Geschlechtsangabe) im Alter von 6–9 Jahren in 6 Grundschulen in der Wojewodschaft Lublin im Süd-osten Polens durch erfahrenes techn. Personal untersucht. Während der gesamten Studie wurde das im Rahmen der Pandemie vorgeschriebene Hygienekonzept eingehalten. Es wurden Fernvisus (Snellen) und Refraktion ohne Cycloplegie (Spot™ Vision Screener SVS Welch Allyn) untersucht. Bei einem Fernvisus < 1.0 oder einem Refraktionsfehler (Myopia ≤ -0.75 D, Hyperopie ≥ +1.0 D, Astigmatismus ≥ ±1.0 D) auf einem Auge erfolgte eine detailierte klinische Untersuchung in der Universitäts-augenklinik Lublin mittels Fernvisus (Snellen). Refraktionsbstimmung in Zykloplegie (Autorefraktometer VX-90 Visionix), Fundusphotography (California, Optos, Nidek) und Spaltlampenunter-suchung.

Ergebnisse: 301 Kinder wiesen einen Fernvisus < 1.0 auf. Eine Myopie < 0.75 D bei 36 Kindern, Hyperopie in 180 Kinder (> + 1.0 Dsph) 80 Kinder mit Astigmatismus (> 1.0 D). Ein Strabismus lag bei 6 Kindern vor. Bei 391 Kindern lagen die Kriterien für eine weiterführende klinische Untersuchung vor. Nur 50 Kinder (17%, 27 Mädchen, 23 Jungen) folgten der Einladung zur Untersuchung in die Klinik. Von diesen wiesen 23 Kinder einen Visus < 1.0, 4 Kinder eine Myopie, 39 Kinder eine Hyperopie und 3 Kinder einen Astigmatismus auf. Eine Brillenverschreibung erfolgte bei 23 Kindern, bei 5 Kindern wurden wegen einer Drusenpapille weiterführende Untersuchungen eingeleitet.

Schlussfolgerung: In dieser ersten epidemiologischen Studie wiesen 30% der Kinder einen reduzierten Fernvisus auf. Eine Hyperopie fand sich fünfmal häufiger als eine Myopie. Die geringe Teilnahme an der weiterführenden Untersuchung in der Klinik ist am ehesten der pandemischen Situation geschuldet.