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34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

23.06. - 25.06.2022, Nürnberg

Glucocorticoide im subakuten Stadium von Punctate Inner Choroidopathy

Meeting Abstract

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  • Philipp L. Müller - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg; Moorfields Eye Hospital, Medical Retina, London, UK
  • Christoph Niederdellmann - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg
  • Felix Rombold - Südblick Augenzentren, Makula Center, Augsburg

34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 23.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocWK 3.4

doi: 10.3205/22doc047, urn:nbn:de:0183-22doc0472

Veröffentlicht: 3. Juni 2022

© 2022 Müller et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Punctate Inner Choroidopathy (PIC) wird zu den White-dot-Syndromen gezählt und ist durch eine multifokale Entzündung des im retinalen Pigmentepithels (RPE) und der inneren Aderhautschichten charakterisiert. Die Ätiologie ist bisher noch nicht geklärt. Ziel dieser Arbeit ist es, den Effekt einer Glucocorticoid-Therapie im subakuten Stadium bei PIC zu evaluieren.

Methode: In diese longitudinale Fallstudie berichtet von einer 39-jährigen Patientin mit monokularer PIC. Bei sekundärer Neovaskularisation führte eine Therapie mit Anti-VEGF-Injektionen zur kompletten morphologischen Remission. Weiterhin bestanden jedoch ein Zentralskotom und eine Visusminderung auf 0,1. Zu diesem Zeitpunkt zeigten sich am hinteren Pol des linken Auges multiple punktförmige und gut abgegrenzte Aufhellungen auf der Ebene des RPEs unter Aussparung der Fovea. In der multimodalen Bildgebung inklusive Fundusautofluoreszenz (488 nm Exzitation), Fluoreszeinangiographie, optischer Kohärenztomographie (OCT) und OCT-Angiographie fand sich keine Aktivität der einzelnen Läsionen. In der Folge erfolgte der therapeutische Versuch einer Glucocorticoid-Therapie unter engmaschiger funktioneller und morphologischer Kontrolle über eine Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten.

Ergebnis: Unter absteigender gewichtsadaptierter systemischer (beginnend mit 1 mg Prednisolon-Äquivalent pro kg Körpergewicht pro Tag) und mehrmaliger parabulbärer Glucocorticoid-Gaben zeigte sich ein rascher Visusgewinn (auf 0,32) sowie Verbesserung des Zentralskotoms in Größe und Intensität. Zudem zeigte sich eine Rekurremz der Tiefenwahrnehmung und des Binokularsehens. Diese funktionellen Verbesserungen hielten auch nach Beendigung der Glucocorticoid-Therapie über 9 Monate bis zur letzten Visite an. In der multimodalen hochauflösenden Bildgebung fanden sich hingegen keine messbaren Veränderungen. Das rechte Auge blieb im Verlauf der gesamten Beobachtungszeit symptomfrei und ohne Aktivitäts- oder Krankheitszeichen.

Schlussfolgerung: Durch die Manifestation in vorwiegend jungen, weiblichen, Patienten hat PIC trotz ihrer Seltenheit und der meist relativ günstigen Visusprognose eine erhebliche individuelle und ökonomische Bedeutung. Im subakuten Stadium kann bei bestehender Symptomatik unter Ausschluss einer sekundären Neovaskularisation eine lokale und systemische Glucocorticoid-Therapie mit einer langfristigen Funktionsverbesserung, auch ohne morphologische Aktivitätszeichen oder nach erfolgreich behandelter sekundärer Neovaskularisation, einher gehen.