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34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

23.06. - 25.06.2022, Nürnberg

Mikroplastik im OP und im Auge: Vorkommen, Identifikation, Verteilung und klinische Beobachtungen

Meeting Abstract

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  • Heinrich Gerding - Pallas Kliniken, Augenklinik, Olten, Schweiz

34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 23.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocWK 1.7

doi: 10.3205/22doc036, urn:nbn:de:0183-22doc0367

Veröffentlicht: 3. Juni 2022

© 2022 Gerding.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Ausgehend von der intra- und postoperativen Beobachtung intraokularer Mikrofasern im Rahmen der Cataractchirurgie wurde neben klinischen Verlaufsuntersuchungen das Vorkommen und die Verteilung von Mikroplastik im ophthalmochirurgischen OP untersucht.

Methoden: Klinische Fälle (n=4) mit postoperativer Ablagerung von intraokularer Mikrofasern wurden nachbeobachtet. In einem Fall erfolgte die operative Entfernung und Analyse intraokularer Mikrofasern. Im Normalbetrieb des OPs wurden Mikrofasern mit normierten Methoden (DIN-ISO) an verschiedenen Stellen aus der Raumluft, von Oberflächen der Operationsräume sowie aus Instrumentenkassetten und Hohlinstrumenten gewonnen. Der Bestand an Textilien und Hilfsmitteln im OP wurde in der Faserzusammensetzung als Referenz aufgearbeitet. Mit Hilfe mikroskopischer Techniken erfolgte eine Klassifikation gewonnener Strukturen.

Ergebnisse: Innerhalb von 3 Jahren wurde in 65 Fällen eine Beladung von Hohlinstrumenten oder eine intraokulare Freisetzung von Mikrofasern beobachtet. Intraokulare Mikrostrukturen wurden postoperativ in 4 Augen festgestellt. In einem Fall war dies von einem chronischen intraokularen Reizstand und einem cystoiden Makulaödem begleitet, so dass eine chirurgische Entfernung erforderlich wurde. Aufgrund der Materialanalyse konnten je eine Faser aus Cellulose und Polypropylen nachgewiesen werden. Die im OP verwendeten Textilien und Tücher sind zum weit überwiegenden Anteil aus polymeren Plastikwerkstoffen zusammengesetzt. Im OP-Bereich freigesetzte, in Instrumentenkästen und in Hohlinstrumenten nachgewiesen Mikrofasern waren dementsprechend überwiegend als Mikroplastik zu klassifizieren. Mikrofaserkonzentrationen in der Raumluft und an Oberflächen wiesen beträchtliche Unterschiede an verschiedenen Lokalisationen des OP-Umfelds auf. Der Weg der beobachteten Instrumentenkontamination konnte rekonstruiert werden und die Schwachstelle in den Instrumentenwaschmaschinen lokalisiert werden.

Schlussfolgerungen: Der größte Anteil derzeit im OP verwendeter Textilien wird aus polymeren Fasern hergestellt, aus denen in normalen Gebrauch Mikroplastik freigesetzt wird, die sich über die Raumluft verteilt. Durch unzureichende Filtermechanismen kann es bei der Aufbereitung zur Ansammlung von Mikroplastik in Hohlinstrumenten und damit zur intraokularen Freisetzung kommen.