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34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

23.06. - 25.06.2022, Nürnberg

Aktuelle Kontroverse: Das Hornhautulcus – was ist zu tun? Keratoplastik

Meeting Abstract

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  • Berthold Seitz - Universitätsklinikum des Saarlandes UKS, Homburg/Saar

34. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 23.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocH 1.5

doi: 10.3205/22doc003, urn:nbn:de:0183-22doc0037

Veröffentlicht: 3. Juni 2022

© 2022 Seitz.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Im klinischen Alltag stellt sich immer wieder die Frage, wie ein „Hornhautulcus“ am besten Stadien-gerecht und Pathogenese-orientiert therapiert werden sollte.

Methoden und Ergebnisse: Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen bakteriellen, viralen sowie Akanthamöben bzw. pilzbedingten Geschwüren. Während bakterielle oder HSV bedingte Ulcera oft durch eine adäquate lokale und systemische medikamentöse Therapie zur Vernarbung gebracht werden können, empfiehlt sich bei therapieresistenten Akanthamöben- oder Pilz-Ulcera – wenn sie progressiv sind – eine perforierende Keratoplastik. Diese sollte im Fall der Akanthamöben-Keratitis innerhalb der ersten Monate, bei Fusarien-Keratitis innerhalb weniger Tage nach Diagnosestellung erfolgen. Der Transplantatdurchmesser sollte von Anfang an sehr groß gewählt werden und es sollten multiple (24–32) Einzelknüpfnähte zum Wundverschluss verwendet werden. Eine simultane korneale Kryokoagulation bei Akanthamöben-Keratitis sowie eine Vorderkammerspülung und intrastromale Antimykotika-Eingabe bei Pilz-Keratitis empfiehlt sich adjuvant. Bei nicht heilenden Herpes simplex Virus-bedingten Ulcera ist ein Stufenkonzept mit primärer Multigraft-Sandwich Amnionmembrantransplantation unter adäquater lokaler und systemischer antiviraler Therapie zu erwägen. Typischerweise kommt es darunter zu einer stromalen Integration der Amnionmembran in die Hornhaut und zu einem reizfreien Befund. Einige Monate später kann dann eine optische Excimerlaser-Keratoplastik mit deutlich besserer optischer und immunologischer Prognose als im Akutzustand erfolgen. Bei Pilzkeratitis verzichten wir in den ersten 2 Wochen auf lokale und systemische Steroide.

Schlussfolgerung: Je nach Pathogenese hat die große perforierende – ausdrücklich nicht die vordere lamelläre – Keratoplastik mit vielen Einzelknüpfnähten einen wesentlichen und dauerhaften Stellenwert, um in Abhängigkeit von der Pathogenese eine stadiengerechte und definitive (!) Problemlösung beim therapieresistenten „Hornhautulcus“ zu erreichen.