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Atropin-Augentropfen zur Hemmung der Myopieprogression bei Kindern und Jugendlichen: Erste 2-Jahresergebnisse
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Veröffentlicht: | 14. Mai 2019 |
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Zielsetzung: Atropin-Augentropfen gelten seit 2014 als Therapieoption gegen die Myopieprogression bei Kindern. Es wurde festgestellt, dass täglich-niedrigdosiertes Tropfen (0,01% Atropin) die Myopieentwicklung signifikant hemmen kann. Daher wird vor allem im ostasiatischen Raum bei Schulkindern mit einer Myopieprogression von mindestens 0,75 D pro Jahr eine vorbeugende Behandlung mit Atropin empfohlen. In dieser Arbeit wird der Verlauf der Myopieprogression, sowie die Compliance unserer jungen Patienten beschrieben.
Methode: Beobachtet wurde die Myopieprogression von 100 Kindern und Jugendlichen im Alter von 4 bis 14 Jahren. Der Erfassungszeitraum umfasste max. 12 Monate vor und bis zu 24 Monate nach Therapieantritt. Gemessen wurden unter anderem die Pupillenweite unter photopischen und mesopischen Bedingungen, das dynamische Pupillenspiel und die Achsenlänge. Des Weiteren wurde der Akkommodationsnahpunkt bestimmt. 0,01%ige Atropinlösung wurde abendlich fünfmal wöchentlich getropft. Zusätzlich gaben wir die Empfehlung täglich mehrstündig im Freien zu sein.
Ergebnis: Bei 80% der beobachteten Kinder ist die Myopieprogression im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt worden. Die Progression wurde hierbei im Mittel um 40% reduziert. Die verbleibende Änderung des sphärischen Äquivalents lag etwa bei 0,6 dpt pro Jahr gegenüber 1 dpt im Vorjahreszeitraum. Das Augenlängenwachstum betrug im 1. Therapiejahr noch 0,28 mm. Mittels dynamischer Pupillographie konnte gezeigt werden, dass das Pupillenspiel vor und nach Therapie weitestgehend unverändert war. Die Pupillenweite nahm nach 6 Monaten unter Therapie um ca. 0,7 mm unter photopischen und um 0,4 mm unter mesopischen Bedingungen zu und blieb anschießend konstant. Der Akkommodationsnahpunkt verschob sich nach einem Jahr um 2,1 cm.
Bei ca. 13% der Kinder blieb die Atropintherapie unwirksam.
Schlussfolgerung: Durch die Applikation der niedrigdosierten Atropin-Augentropfen ist eine Reduktion der Myopieprogression erreicht worden. Wir konnten eine sehr gute Compliance der Kinder (und der Eltern) feststellen. Die funktionellen Veränderungen durch 0,01%ige Atropinlösung sind minimal. Eine klinisch relevante Akkommodationshemmung ist eher ausgeschlossen.