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30. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

11.05. - 13.05.2017, Nürnberg

Kongruenz von bilateralen rhegmatogenen Ablationes: Anatomisches und funktionelles Outcome

Meeting Abstract

  • Ines Nagel - LMU Augenklinik München, München
  • Markus Schaumberger - LMU Augenklinik München, München
  • Nicole Arend - LMU Augenklinik München, München
  • Helin Arda - LMU Augenklinik München, München
  • Anselm Kampik - LMU Augenklinik München, München
  • Siegfried Priglinger - LMU Augenklinik München, München
  • Armin Wolf - LMU Augenklinik München, München

30. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 11.-13.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocWK 3f.13

doi: 10.3205/17doc081, urn:nbn:de:0183-17doc0818

Veröffentlicht: 27. April 2017

© 2017 Nagel et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Ziel der Erhebung ist es, die Entwicklung und das funktionelle Ergebnis einer bilateralen rhegmatogenen Netzhautablatio zu untersuchen. Des Weiteren soll eine Aussage über das Auftreten, den individuellen Verlauf und das potentiell individuelle Risiko einer proliferativen Vitreoretinopathie nach Netzhautchirurgie getroffen werden.

Methode: Die vorgelegte Arbeit ist eine retrospektive Studie von 101 Patienten (202 Augen), die an der LMU Augenklinik München klinisch aufgenommen und im Zeitraum von 1994 bis 2015 operativ versorgt wurden. Das Follow-up betrug mindestens einen Monat.

Ergebnis: Die Population wies typische Ablatio-Merkmale auf: eine überwiegend männliche Kohorte (81%) mit einem mittleren Alter von 56 Jahren, 55% Pseudophakie-Rate und 91% Myopien. Das zweitbetroffene Auge wurde im Mittel nach einer kürzeren Symptomdauer klinisch vorstellig. Es wies einen besseren präoperativen Visus, seltener eine abgehobene Makula und geringere Amotio- und Riss-Ausmaße (in Uhrzeitstunden) vor. Daraus resultierten eine kürzere stationäre Liegedauer, weniger postoperative Komplikationen, weniger netzhautsanierende Folgeoperationen und ein besseres visuelles Ergebnis.

Die erste operative Versorgung (mittels Plombe (27%) oder Pars-Plana-Vitrektomie (73%)) war zunächst in 100% der Fälle erfolgreich. 38% (EA 49%, ZA 27%) der betroffenen Augen mussten im Verlauf erneut netzhautsanierend versorgt werden. Im Kontrollbefund betrug die finale Netzhautanlagerate 98%. Die Wahl der Operationsmethode hatte keinen Einfluss auf den weiteren Heilungsverlauf.

Eine proliferative Vitreoretinopathie (PVR) trat bei insgesamt 76 Augen (38%, davon 47 (23%) bereits präoperativ) auf. Eine präoperativ abgehobene Makula, eine klinisch atrophische Ablatio und das Ausmaß der Ablatio begünstigte die Entstehung einer PVR im Verlauf. Entwickelte das erste Auge eine PVR, stieg das relative Risiko des Partnerauges auch an einer solchen zu erkranken um den Faktor 2,38 (Odds Ratio 3,58) an.

Schlussfolgerung: Die Tendenz des überwiegend männlichen Kollektivs zu einem besseren Verlauf und besserem visuellen Ergebnis des zweitbetroffenen Auges bei bilateraler rhegmatogener Netzhautablatio aus kleineren Fallserien konnte in dieser bisher größten Studie bestätigt werden.

Es konnte eine Begünstigung der PVR-Entwicklung am zweiten Auge nach Erkrankung des ersten Auges nachgewiesen werden, was potentiell für eine individuelle systemische Prädisposition einer PVR sprechen könnte.