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29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

09.06. - 11.06.2016, Nürnberg

Augenweise Analyse von Studien in der Ophthalmologie kann zu falsch positiven Signifikanzen führen (K)

Meeting Abstract

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  • Inga Bayh - Universität Witten/Herdecke, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE), Witten
  • Vanessa Baumann - Universität Witten/Herdecke, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE), Witten
  • Frank Krummenauer - Universität Witten/Herdecke, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (IMBE), Witten

29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO 1.1

doi: 10.3205/16doc113, urn:nbn:de:0183-16doc1139

Veröffentlicht: 3. Juni 2016

© 2016 Bayh et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: In ophthalmologischen Studien zum Vergleich zweier Therapien können Messergebnisse beider Augen eines Patienten genutzt werden; die augenweise Analyse solcher Daten ist jedoch nicht sachgerecht: Die Herausforderung liegt in der Berücksichtigung der Korrelationsstruktur zwischen den Messergebnissen beider Augen eines Patienten. An einem Beispiel aus der ophthalmologischen Literatur werden unterschiedlich gut geeignete Auswertungsstrategien illustriert. Außerdem wird dargestellt, dass unangemessene Methoden zu falsch positiven Ergebnissen führen.

Methode: In Anlehnung an das Studiendesign von Lüchtenberg (Ophthalmologica 2008) wurde ein fiktives Datenbeispiel generiert: 11 Patienten mit einer bilateralen und 18 Patienten mit einer unilateralen Katarakt (29 Patienten, 40 Augen) wurden auf zwei OP-Methoden (A und B) randomisiert, d.h. Patienten mit bilateraler Katarakt erhielten die gleiche Therapie an beiden Augen. Zielvariable war die Refraktion (dpt) nach erfolgter OP. Verglichen wurden drei Auswertungsstrategien, welche die Paarigkeit der Daten bei einigen der Studienpatienten unterschiedlich einbringen: Es wurde eine intuitiv naheliegende, aber nicht sachgerechte, augenweise lineare Regression durchgeführt. Außerdem eine mit Informationsverlust einhergehende - unter Umständen sachgerechte - patientenweise lineare Regression (z.B. Mittelung beider Augen eines Patienten). Sowie eine sachgerechte patientenweise Analyse mit der Untersuchungseinheit Auge mittels Generalized Estimating Equations (GEEs).

Ergebnis: Die augenweise lineare Regression lieferte eine um 0.559 dpt signifikant höhere Refraktion für Therapie A vs. B (p=0.049), die Regression auf Basis der patientenweise gemittelten Refraktionen eine um 0.589 dpt signifikant höhere Refraktion für Therapie A vs. B (p=0.006). Die angemessene Auswertungsstrategie (GEE) ergab jedoch eine um 0.559 dpt nicht signifikant höhere Refraktion unter Therapie A (p=0.069).

Schlussfolgerung: Die nicht sachgerechte augenweise sowie die nur unter Umständen sachgerechte patientenweise Analyse solcher Rohdaten zeigte hier einen signifikanten Unterschied zwischen den zu vergleichenden Therapien, wohingegen mit der sachgerechten Methode GEE kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden konnte.