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29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

09.06. - 11.06.2016, Nürnberg

Neues Zellkulturmodell für chirurgisch gewonnene epiretinale Membranen bei idiopathischem Macular pucker (K)

Meeting Abstract

  • Christian Wertheimer - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Kirsten Eibl-Lindner - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Denise Compera - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Vitreoretinale Pathologie und Elektronenmikroskopie, München
  • Alexander Kueres - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Armin Wolf - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Denitsa Docheva - Chirurgische Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für experimentelle Chirurgie, München
  • Czvetan Popov - Chirurgische Klinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für experimentelle Chirurgie, München
  • Claudia Priglinger - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Siegfried Priglinger - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Labor für Zell- and Molekularbiologie, München
  • Ricarda Schumann - Augenklinik, Ludwig-Maximilians-Universität München, Vitreoretinale Pathologie und Elektronenmikroskopie, München

29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocWK 3.10

doi: 10.3205/16doc085, urn:nbn:de:0183-16doc0850

Veröffentlicht: 3. Juni 2016

© 2016 Wertheimer et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Kultivierung von humanen epiretinalen Membranen war bisher selten erfolgreich. Ziel der Studie war ein neues Modell zu entwickeln, das die Kultivierung von chirurgisch gewonnenen epiretinalen Membranen nach Vitrektomie erlaubt und eine funktionelle Untersuchung der epiretinalen Zellen ermöglicht.

Methoden: Humane epiretinale Membranen wurden während pars plana Vitrektomie von sieben Augen mit idiopathischer epiretinaler Gliose gewonnnen. Die Membranen wurden umgehend mit kleinen Metallnadeln auf dem Zellkultur-Plastik befestigt und unter horizontaler Traktion ausgespannt. Die so fixierten Membranen wurden unter Standard-Zellkulturbedingungen inkubiert. Das Zellverhalten wurde mit der Zeitraffer-Mikroskopie gefilmt. Im Film wurde die Migration einzelner epiretinaler Zellen mittels Computer markiert und analysiert. Untersucht wurden die Migrationsrichtung und -geschwindigkeit epiretinaler Zellen sowie die Kontraktion der Membranen. Weiterhin wurde der Unterschied von zufälliger und gerichteter Bewegung im Zellhaufen dokumentiert. Immunzytochemische Färbungen wurden für zellspezifische Antigene durchgeführt.

Ergebnisse: In den Zeitraffer-Filmen wurden zwei verschiedene Gruppen von Zellen beobachtet, die durch ihr Migrationsverhalten und den lichtmikroskopischen Phänotyp unterschieden werden konnten. Kleine runde Zellen bewegten sich schnell und ungerichtet. Große und elongierte Zellen bewegten sich langsam und immer gerichtet. Es zeigten sich kaum Mitosen und keine Proliferation oder Migration auf die Zellkulturplastik. Die horizontale Kontraktion der Membranen betrug 3.1 ± 0.96 µm (SD) in 15h am Membranrand. Vorwiegend waren Zellmarker für Myofibroblasten, Mikroglia und Hyalozyten in der immunzytochemischen Färbung positiv.

Schlussfolgerungen: Erstmals ist eine zuverlässige Kultivierung von chirurgisch gewonnenen epiretinalen Membranen von Patienten mit idiopatischem Macular pucker gelungen. Das Modell erlaubt die Darstellung des Migrations-, Proliferations- und Kontraktionsverhaltens einzelner epiretinaler Zellen im exzidierten Gewebe. Dieses Zellkulturmodell epiretinaler Membranen kann in Zukunft wesentlich dazu beiragen, unser Verständnis zur Pathophysiologie verschiedener traktiver Makulopathien zu verbessern und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln.