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29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

09.06. - 11.06.2016, Nürnberg

VEGF-Blocker bei Frühgeborenenretinopathie (Indikation und Kontraindikation)

Meeting Abstract

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  • Birgit Lorenz - Universitätsklinikum Gießen, Augenklinik, Gießen

29. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Nürnberg, 09.-11.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocH 3.5

doi: 10.3205/16doc005, urn:nbn:de:0183-16doc0059

Veröffentlicht: 3. Juni 2016

© 2016 Lorenz.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Würdigung des Stellenwerts der Anti-VEGF-Therapie bei akuter Frühgeborenenretinopathie (ROP) in Abhängigkeit vom Stadium und weiteren Organbeteiligungen unter Berücksichtigung der verfügbaren Literatur.

Methode: Analyse aktueller Literaturdaten, laufender Studien und eigener klinischer und experimenteller Arbeiten.

Ergebnisse: Die Pathophysiologie der akuten ROP begründet den Einsatz von VEGF-Blockern. Randomisierte Studien und nicht randomisierte Fallserien zeigen ihr Potenzial bei posteriorer ROP im Stadium 2+ und 3+ und schneller Progredienz. Bei weniger aggressiven Formen stellt die transpupilläre Laserkoagulation eine hoch effiziente sichere Behandlungsmethode dar. Bei Stadium 4 besteht das Risiko, mit VEGF-Blockern eine schnelle Progredienz in das Stadium 5 zu provozieren. Die Applikation sollte daher bestenfalls in Vitrektomiebereitschaft erfolgen. Frühe und späte Rezidive erfordern festgelegte Kontrollschemata und gegebenenfalls ein 2 –Stufen-Konzept mit transpupillärer Laserkoagulation im Intervall, wenn keine komplette Vaskularisation der Netzhautperipherie erfolgt. Problematisch ist die Suppression des systemischen VEGF-Spiegels, wobei genaue Messungen methodisch schwierig sind. Anzustreben sind möglichst geringe, aber noch ausreichend wirksame Dosen von intravitrealen Anti-VEGF Gaben. Bei zu niedrigen VEGF-Spiegeln kann nicht ausgeschlossen werden, dass pulmonale und ZNS-Probleme verstärkt werden. Die Daten zur therapieabhängigen Myopieprävalenz sind derzeit noch kontrovers und sollten daher nicht entscheidend für die Therapiewahl sein. Eine Orientierung an den gemeinsamen Leitlinien der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft DOG, des Berufsverbandes für Augenärzte BVA und der Retinologischen Gesellschaft RG ist empfehlenswert.

Schlussfolgerung: Die Anti-VEGF-Therapie der akuten ROP sollte bei noch nicht ausreichender Datenlage nur unter strenger Indikationsstellung und bei gesicherter Möglichkeit der Langzeitkontrollen erfolgen. Die transpupilläre Laserkoagulation ist weiterhin der Goldstandard bei weniger aggressiven Formen. Weitere Studien sind zur Ermittlung des optimalen VEGF-Blockers und der am besten wirksamen Dosis bei niedrigstem Nebenwirkungsprofil erforderlich. Die Behandlung der akuten ROP sollte nur durch Experten erfolgen, die sowohl in der transpupillären Laserkoagulation als auch der Anti-VEGF Therapie erfahren sind.