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28. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

11.06. - 13.06.2015, Leipzig

Was darf die 16Gy-Radiotherapie mit dem IRay-System (Oraya-Therapie) kosten? Ökonomisches Kostenmodell zur Radiotherapie der neovaskulären AMD (B)

Meeting Abstract

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  • Aljoscha S. Neubauer - Gesundheitsökonomische Beratung NC, München

28. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Leipzig, 11.-13.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocPO 4.1

doi: 10.3205/15doc171, urn:nbn:de:0183-15doc1718

Veröffentlicht: 9. Juni 2015

© 2015 Neubauer.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Für Patienten, welche auf die anti-VEGF-Therapie bei neovaskulärer AMD nicht oder nur unzureichend ansprechen, steht die Oraya-Therapie (OT) als Zweitlinientherapie zur Verfügung. Die 2-Jahres-Ergebnisse der INTREPID Zulassungsstudie mit 230 Patienten zeigen bei gleichbleibendem Visus eine signifikant reduzierte Anzahl notwendiger intravitrealer Medikamenteneingaben (IVM). Die OT ist als neue Behandlungsmethode nicht im EBM abgebildet und wird auf Grundlage eines privatärztlichen Behandlungsvertrages und der GOÄ in Rechnung gestellt und erstattet. Die OT kostet 5.307,69€. Unter Berücksichtigung der OT-Kosten soll untersucht werden, welche kurzfristigen Einsparungen hieraus für deutsche Krankenkassen zu erwarten sind.

Methode: Es wurde ein Kurzzeit-Kostenmodell mit einem Zeithorizont von 2 Jahren erstellt. Basierend auf den INTREPID-Daten und der aktuellen Behandlungspraxis erfolgt ein Kostenvergleich einer herkömmlichen anti-VEGF-Therapie mit einer anti-VEGF-Therapie und der einmaligen OT. Betrachtete Kostenkomponenten sind direkt eingesparte IVM, Kontrolluntersuchungen und Hilfsmittel, anti-VEGF-Medikamentenwechsel sowie Nebenwirkungen von besonderem Interesse (Endophthalmitis und Strahlenretinopathie).

Ergebnis: Für die Subgruppe mit einem Durchmesser der AMD-Läsion ≤ 4mm und einem Makula-Volumen >7,4mm³ zeigte sich in INTREPID über 2 Jahre eine im Mittel um 3,68 IVM reduzierte Anzahl für den 16Gy Bestrahlungsarm gegenüber der Schein-Bestrahlungsgruppe. 3,68 IVM entsprechen im Mittel ~4.500€ Kostendifferenz. Zusätzlich lassen sich aufgrund einer höheren Response-Rate im 16Gy Bestrahlungsarm die Anzahl an Kontrolluntersuchungen und die Menge von Hilfsmitteln reduzieren, was je nach konkretem Versorgungsmodell ~500 € Kostenunterschied über 2 Jahre bedingt. Nach Bestrahlung sind weniger anti-VEGF-Medikamentenwechsel zu erwarten, was pro Patient über 2 Jahre nochmals 1,7 IVM einspart. Aufgrund der reduzierten Gesamtinjektionszahl sind darüber hinaus weniger Endophthalmitiden zu erwarten. Dies und die in Einzelfällen beobachteten mikrovaskuläre Abnormitäten bedingen aber nur geringe Kostenunterschiede. Insgesamt errechnet sich über 2 Jahre je nach Szenario eine Kostenreduktion von 6.000–7.800€, der die einmaligen Kosten der OT gegenüberzustellen sind.

Schlussfolgerung: Patienten mit neovaskulärer AMD, die nicht oder nicht ausreichend auf intravitreale anti-VEGF-Arzneimittel ansprechen, haben zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit der OT die einzige Möglichkeit, ein verbessertes Ansprechen der anti-VEGF-Arzneimittel herbeizuführen. Die gute Wirksamkeit der einmalig durchzuführenden OT zeigt sich insbesondere in der Reduktion der VEGF-Produktion, die sich wiederum durch die Reduktion der Anzahl notwendiger IVM zu erkennen gibt. Ökonomisch sind über 2 Jahre Einsparungen von bis zu 7.800 € durch eine geringere Anzahl notwendiger IVM und zusätzlich reduzierter Folgekosten zu erwarten. Die Einsparungssumme über 2 Jahre ist größer als die Kosten einer medizinisch notwendigen und erstattungsfähigen OT, sodass die Kostenträger – trotz der Tatsache, dass mit der OT eine zusätzliche Behandlung erbracht wird – von deutlichen Ausgabenreduktionen profitieren.