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28. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen (DOC)

11.06. - 13.06.2015, Leipzig

Gesichtsfeld-Restitution durch Wechselstromtherapie bei Glaukom und optischer Neuropathie (K)

Meeting Abstract

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  • Bernhard A. Sabel - Otto-v.- Guericke Universität Magdeburg, Institut für Medizinische Psychologie, Magdeburg

28. Internationaler Kongress der Deutschen Ophthalmochirurgen. Leipzig, 11.-13.06.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. DocWK 3.2

doi: 10.3205/15doc108, urn:nbn:de:0183-15doc1087

Veröffentlicht: 9. Juni 2015

© 2015 Sabel.
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Gliederung

Text

Die repetitive, transorbitale Wechselstromstimulation (alternating current stimulation, ACS) wird mit dem Ziel appliziert, die Restsehleistungen bei Patienten mit Gesichtsfeld-Defekten zu stärken. Über Elektroden neben dem Auge werden definierte Frequenzbänder von Wechselstrom verabreicht, die retinale Ganglienzellen zum Feuern von Aktionspotentialen anregen, was die Reorganisation geschädigter, funktioneller Hirnnetzwerken begünstigend beeinflusst. Nachdem wir in der Vergangenheit in kleinen Stichproben zeigen konnten, dass Patienten mit Gesichtsfeld-Defekten nach 10 Tagen ACS Behandlung deutliche Verbesserungen der Sehleistung und der Lebensqualität erfahren hatten, haben wir eine multizentrische Studien in Magdeburg, Göttingen und Berlin durchgeführt und neuronale Netze im Gehirn untersucht. Patienten mit Glaukom oder optischer Neuropathie wurden täglich 20–40 Minuten für die Dauer von 10 Tagen mit ACS (n=45) oder Scham (n=37) behandelt. Die Studie war prospektiv, randomisiert, doppelblind und multizentrisch. Gesichtsfeldparameter und EEG wurden vor und nach der Behandlung erhoben sowie nach 2 Monaten ein follow-up. Mit einer Computersimulation konnte der Stromverlaufs im Gehirn geschätzt werden. Nach der Behandlung fanden wir Gesichtsfeldverbesserungen, die mit 24,0% in der ACS Gruppe signifikant größer waren als in der Kontrollgruppe (2,5%) (p=0,011). Diese Verbesserung blieb bis zum follow-up nach 2 Monaten stabil. EEG Alphaband-power erhöhte sich nach 10 Tagen nur in der ACS Gruppe, und wir konnten zeigen, dass die funktionellen Hirnnetzwerke kohärenter waren und mit den Gesichtsfeldverbesserungen korrelierten. Die Stromflußsimulation ergab Stromdichten im Auge, dem N.opticus, dem Mittel- und Stammhirn. Es fanden sich keine hohen Stromdichten im Neocortex.

Zusammenfassend stellen wir fest: tägliche Behandlung mit nicht-invasivem ACS ist ein Verfahren der Neuromodulation, welches über die Reorganisation von Hirnnetzwerken zur Stärkung der Restsehleistung von Patienten mit Glaukom und optischer Neuropathie führt. Damit ist ACS ein sicheres und effektives Verfahren, das über eine Neuromodulation der Hirnplastizität das Residualsehen verstärkt und sich somit für die Rehabilitation von Gesichtsfeld-Defekten eignet.