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Keynote-Lecture: Schlechter Visus und Top-Sportleistungen; wie passt das zusammen?
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Veröffentlicht: | 9. Juni 2015 |
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Zielsetzung: Von psychophysischen Untersuchungen an Sportlern ist bekannt, dass der gemessene Visus nur einen Teil der visuellen Perzeption ausmacht, worunter Helligkeitswahrnehmung (Luminanz), Grössenabschätzung, Kontrastsensitivität, Bewegungs- und Tiefenwahrnehmung etc., aber auch das kognitive Leistungsspektrum und höhere kortikale Leistungen fallen.
Methoden: In einer Studie mit dem für die Internationalen Sportveranstaltungen und Weltmeisterschaften zuständigen ASPETAR-Krankenhaus in Doha/Qatar mit 10000 Screeninguntersuchungen 2014 haben wir 188 Patienten, davon 98 Topathleten mit einem beidseitigen unkorrigierten Visus von ≤0,9 ohne andere Augenerkrankungen mit Pentacam und IOLmaster untersucht. Main outcome measures: Inzidenz von kornealer Myopie (=korneale Ektasien), Visus, Amblyopie, Sehhilfen.
Ergebnisse: Durchschnittlicher Visus (98): unkorrigiert 0,6/0,63 korrigiert 0,9/0,93. Unkorrigierter Visus an mindestens einem Auge: ≤0,4: 38:98, einseitig (12), beidseitig (26), atrophia bulbi: 1 (Formel1 Motorrad-Weltbestenliste). Keine Brillen oder Kontaktlinsen: 90:98 (89,8%). Brillen-/KL-träger (18): unkorrigierter Visus: 0,58/0,63, korrigiert: 0,8/0,9. Amblyopie (17): 12 erreichten beidseitig, 5 einseitig keinen korrigierten Visus von 0,9. Keratokonus (28): durchschnittlicher Visus 0,5/0,57 (korrigiert 0,8/0,83), 23:28 erreichten nur einseitig einen korrigierten Visus von ≥0,8. Die Ektasiepatienten hatten PMD (4x), zentralen (1x) und inferioren (23x) Keratokonus. 6:28 hatten forrtgeschrittenen Keratokonus 3–4 (Pentacam), 2 waren operiert worden (CXL, Ferrararinge). Nur 3:28 wussten von ihrer Erkrankung und 1 hatte Kontaktlinsen. Fast alle Keratokonuspatienten waren Handballspieler.
Schlussfolgerungen: Der optometrische Visus korreliert häufig nicht mit der visuellen Perzeption und Leistung von Topathleten. Unkorrigierte Refraktionsfehler (39%) ebenso der Anteil an neu festgestellten kornealen Ektasien von 25,5% sind in dieser Studie häufig. Leistungsrelevant scheint eher das kognitive Leistungsspektrum (Aufmerksamkeit, Voraussagefähigkeit, Lernen, Erinnerung, Problemverarbeitung, Okulomotorik (prädiktive Sakkaden), Antizipationsfähigkeit, kognitive Funktionen des Action Observation Network mit Richungswahrnehmung, pattern recall, Identifizierung von Fehlinformationen, und Interpretation dynamischer visueller Information) zu sein. Zusätzlich spielt das Psychoprofil dieser Menschen eine wesentliche Rolle. Die Akzeptanz von Sehhilfen, auch Kontaktlinsen, ist bei diesen Topathleten limitiert.