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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Schlüsselkomponenten von personenzentrierter Versorgung in der Praxis für Menschen mit Demenz: Eine systematische Übersichtsarbeit von Interventionen

Meeting Abstract

  • Wiebke Mohr - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Anika Rädke - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Adel Afi - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Standort Rostock/Greifswald, Greifswald, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf445

doi: 10.3205/21dkvf445, urn:nbn:de:0183-21dkvf4452

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Mohr et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Um den höchstmöglichen Wert in der Versorgung von Menschen mit Demenz (MmD) zu generieren, wird personenzentrierte Versorgung gefordert. Die Schlüsselkomponenten von personenzentrierter Versorgung in der Praxis können mannigfaltig sein.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie hatte zum Ziel, Schlüsselkomponenten von PZV für MmD in der Praxis durch eine systematische Übersichtsarbeit von PZV-Interventionen zu identifizieren, einschließlich einer Darlegung der vier W – Wer, Was, Wo und Wie im Rahmen der Interventionen.

Methode oder Hypothese: Ein Protokoll wurde vorab auf PROSPERO registriert (CRD42021225084). Die systematische Recherche der Konzepte Demenz, personenzentrierte Versorgung und Intervention wurde in den Datenbanken PubMed, EMBASE und Web of Science durchgeführt. Die Auswahl der einzuschließenden Studien basierte auf einem zweistufigen Screening anhand von vorbestimmten Einschlusskriterien, welche auf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und nicht-randomisierte kontrollierte Studiendesigns (NRS) beschränkt war. Eine Risiko der Bias-Bewertung erfolgte anhand von validierten Instrumenten: Version 2 des Cochrane Risk-of-Bias Instruments für randomisierte Studien und der Newcastle-Ottawa Scale (NOS) für nicht-randomisierte Studien. Informationen zu Autor(en), Interventionen und Effekten wurden extrahiert und in eine sog. „Effects table“ übertragen. Für die identifizierten PZV-Interventionen wurden Interventionskategorien definiert, um die Schlüsselkomponenten von PZV abzubilden.

Ergebnisse: Die systematische Recherche umfasste insgesamt 1.781 Treffer. Nach dem zweistufigen Screening Prozess wurden 19 Studien eingeschlossen. Die Interventionsstudien beinhalteten eine Reihe nicht-pharmakologischer, psychosozialer Interventionen, die häufig in Mehrkomponenten-Interventionen gebündelt waren. Alle Studien wurden im institutionalisierten Setting durchgeführt. Aus der Datensynthese gingen neun Schlüsselkomponenten von PZV in der Praxis hervor:

1.
Sozialer Kontakt,
2.
körperliche Aktivitäten,
3.
kognitives Training,
4.
sensorische Verbesserung,
5.
Unterstützung des täglichen Lebens,
6.
Validierung und Reminiszenz,
7.
Schulung und Unterstützung für Pflegefachkräfte,
8.
Umgebungsanpassungen und
9.
Organisation der Versorgung.

Diskussion: Die Ergebnisse bieten einen aktuellen Überblick über veröffentlichte PZV-Interventionsstudien im Indikationsgebiet Demenz. Die Interventionen der PZV folgten heterogenen Ansätzen. Die Qualität der Studien variierte zwischen niedrig bis moderat. Die Heterogenität limitiert die Identifikation eines einstimmigen Konzeptes von PZV in der Praxis und dessen Schlüsselkomponenten.

Praktische Implikationen: Weitere Forschung ist erforderlich, um eine allgemeingültige Definition von PZV und dessen Interventionen bei Demenz zu konkretisieren, sowie die in der Praxis angewandten Inhalte dieses theoretischen Konzeptes zu festigen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bei künftiger auf PZV ausgerichteter Forschung sollten MmD in der Häuslichkeit stärker berücksichtigt werden.