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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Evaluation einer online Toolbox als Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige von demenzerkrankten Menschen – der Einsatz der Tagebuch-Methode

Meeting Abstract

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  • Sarah Meyer - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland
  • Ralf Ihl - Landesverband Alzheimer Gesellschaften NRW e.V., Düsseldorf, Deutschland
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf444

doi: 10.3205/21dkvf444, urn:nbn:de:0183-21dkvf4446

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Meyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter-)nationaler Forschung: Die Übernahme der Betreuung und Versorgung von Pflegebedürftigen zu Hause kann zu Belastungen des pflegenden Angehörigen führen v.a. wenn der Gepflegte an Demenz erkrankt ist [1, 2]. Im Projekt „Gelassen- nicht alleine lassen“ wurde eine online Toolbox mit Handlungsmöglichkeiten für schwierige Pflegesituationen als niedrigschwelliges Angebot für pflegende Angehörige von demenzerkrankten Menschen eingeführt. Ziel der Evaluation war es, aus Sicht der pflegenden Angehörigen den Nutzen der Toolbox unter Alltagsbedingungen zu analysieren und dabei die Komplexität von Pflegesituationen adäquat zu berücksichtigen.

Fragestellung und Zielsetzung:

1.
Wie stellt sich die Anspannungssituation von pflegenden Angehörigen während der Anwendungsphase der online Toolbox dar?
2.
Inwiefern hat die Intervention einen Einfluss auf die Pflegesituationen?

Methode oder Hypothese: Die Anwendungsphase der Toolbox (Juni–Juli 2020) wurde durch den Einsatz eines halbstandardisierten Tagebuchs zur Dokumentation der erlebten Pflegesituationen und der Verwendung der Toolbox begleitet. Anschließend wurden leitfadengestützte Telefoninterviews mit den Teilnehmer*innen geführt (August–September 2020). Die Daten wurden je nach Struktur deskriptiv zusammengefasst oder inhaltsanalytisch ausgewertet. Für die Beantwortung der Fragestellungen wurden die Ergebnisse aus den Datenerhebungen kombiniert.

Ergebnisse: Die Datenanalyse basierte auf 9 von 17 Tagebüchern. Die Telefoninterviews wurden mit 12 der 17 Teilnehmer*innen geführt. Die Pflege und Betreuung des Demenzerkrankten wurde von den Teilnehmer*innen unterschiedlich angespannt erlebt und wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Obwohl der Anwendungskontext zwischen den Teilnehmer*innen variierte, wurde die Toolbox als unterstützend für den Pflegealltag eingeschätzt, da sie sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden auswirkt. Die Intervention wurde für verschiedene Zielgruppen als nützlich bewertet.

Diskussion: Durch den Einsatz der Tagebücher konnten Erkenntnisse zu introspektiv zugänglichen Ereignissen der pflegenden Angehörigen (Anspannungssituation) erfasst und in der Pilotierung der online Toolbox berücksichtigt werden. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl lassen sich keine signifikanten Effekte abbilden. Daher scheint eine Ausweitung der Datenerhebungen auf eine größere Population sinnvoll.

Praktische Implikationen: Die Tagebücher wurden von den pflegenden Angehörigen gut angenommen, obwohl deren zeitliche Ressourcen durch die Übernahme der Pflege bereits eingeschränkt sind. Die Erkenntnisse aus der Evaluation wurden zur Weiterentwicklung des Unterstützungsangebots für pflegende Angehörige bereitgestellt.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Der Einsatz der Tagebuch-Methode im mixed method Ansatz ermöglicht es den Versorgungskontext von pflegenden Angehörigen bei der Evaluation von Interventionen angemessen zu berücksichtigen.

Literatur bei den Autor*innen.