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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Reduzierung der Hospitalisierung unter Pflegeheimbewohnenden in Deutschland durch Sensibilisierung für Pflegeheim-sensitive Diagnosen

Meeting Abstract

  • Maria Paula Valk-Draad - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Lehrstuhl für Management und Innovation im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
  • Timo Schulte - OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland
  • Sabine Bohnet-Joschko - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft, Lehrstuhl für Management und Innovation im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf431

doi: 10.3205/21dkvf431, urn:nbn:de:0183-21dkvf4315

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Valk-Draad et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Vermeidung von Krankenhausfällen bei Pflegeheimbewohnenden wird – auch als Indikator für die Qualität der Versorgung in Pflegeheimen – international diskutiert [1], [2]. Allerdings werden bisher bei der Beschreibung potenziell vermeidbarer Krankenhauseinweisungen durch ambulante Versorgung die Besonderheiten des Pflegeheimsettings wenig oder gar nicht berücksichtigt.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche Hospitalisierungen können durch effektivere Behandlung in Pflegeheimen bzw. durch verbesserte Abstimmung von Pflegeheimen und weiteren an der Versorgung beteiligten Fachgruppen reduziert werden?

Ziel ist die Identifikation von Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfällen (PSK) durch Schätzung von Vermeidungspotentialen.

Methode: Eine Sekundärdatenanalyse der Daten von sechs Krankenkassen ergab 117 Diagnosen mit einer Prävalenz von >0,1% unter Pflegeheimbewohnenden. Das Vermeidungspotenzial für Krankenhauseinweisungen bei diesen Diagnosen wurde in zwei Befragungsrunden von 107 bzw. 95 Expert*innen nach einer angepassten RAND-UCLA Appropriateness Methode, ähnlich einem Delphi-Verfahren, eingeschätzt. In einem abschließenden Workshop mit 16 Expert*innen wurden die Vermeidungspotenziale konsentiert.

Ergebnisse: Für 58 Diagnosen wurde ein Vermeidungspotenzial von >70% im Fall optimaler Versorgungsbedingungen konsentiert und damit als pflegeheim-sensitiv kategorisiert.

Diskussion: Die Liste der pflegeheim-sensitiven Krankenhausdiagnosen (PSK) zeigt Möglichkeiten der Reduzierung von Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim auf, die durch Implementierung nachhaltiger struktureller und sektorenübergreifender Anpassungen zur Verbesserung der Versorgung erreicht werden können. Diese sind zu entwickeln und umzusetzen.

Praktische Implikationen: Die Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zur Reduzierung von pflegeheim-sensitiven Krankenhausfällen wird mit Kosten verbunden sein. Diese sind als Investition für eine bedarfsgerechte Versorgung und damit verbundene künftige Einsparungen durch Vermeidung von Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim zu betrachten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die PSK-Liste sensibilisiert für vermeidbare Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim.


Literatur

1.
Ouslander JG, Maslow K. Geriatrics and the triple aim: defining preventable hospitalizations in the long-term care population. J Am Geriatr Soc. 2012 Dec;60(12):2313-8. DOI: 10.1111/jgs.12002 Externer Link
2.
Trahan LM, Spiers JA, Cummings GG. Decisions to Transfer Nursing Home Residents to Emergency Departments: A Scoping Review of Contributing Factors and Staff Perspectives. J Am Med Dir Assoc. 2016 Nov 1;17(11):994-1005. DOI: 10.1016/j.jamda.2016.05.012 Externer Link