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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Digitale Pflegesprechstunden in der ambulanten pflegerischen Versorgung: Ergebnisse einer systematischen Literaturanalyse

Meeting Abstract

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  • Adina Dreier-Wolfgramm - Hochschule für Angewandte Wissenschadften (HAW) Hamburg, Fakultät für Wirtschaft und Soziales, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland
  • Janina Kranert - Hochschule für Angewandte Wissenschadften (HAW) Hamburg, Fakultät für Wirtschaft und Soziales, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf430

doi: 10.3205/21dkvf430, urn:nbn:de:0183-21dkvf4309

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Dreier-Wolfgramm et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung:In Deutschland waren Ende 2019 mehr als 4.1 Mio. von Pflegebedürftigkeit betroffen. Dabei wird die Mehrheit (80%, 3.3 Mio.) in der Häuslichkeit versorgt. Damit Pflegebedürftige so lange wie möglich zuhause verbleiben können, nimmt die Beratung einen hohen Stellenwert ein. International hat sich dazu das Konzept der digitalen Pflegesprechstunde etabliert.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie können digitale Pflegesprechstunden die ambulante Pflegeversorgung unterstützen? Ziel ist es, Formen und Inhalte zu identifizieren und zu beschreiben.

Methode: Dazu erfolgte im Zeitraum von Dezember 2019 bis April 2020 eine systematische Literaturanalyse in PubMed. Einschlusskriterien waren:

1.
Patienten im häuslichen Setting,
2.
Durchführung der Pflegesprechstunden durch Pflegefachpersonen.

Als Ausschlusskriterien wurden definiert:

1.
Nachsorgegespräche von Kliniken,
2.
Durchführung der Sprechstunden durch andere Gesundheitsberufe und
3.
Hotlines für die Akutversorgung bzw. Notfälle.

Ergebnisse: Es konnten 554 Studien identifiziert werden. Nach Ausschluss von Dopplungen, dem Screening der Abstracts und dem Lesen der Volltexte gemäß Ein- und Ausschlusskriterien wurden 8 Artikel in die Analyse einbezogen. Fünf Studien wurden in Skandinavien (n=2 Schweden, n=2 Norwegen, n=1 Dänemark) und je eine in England sowie Kanada durchgeführt. Die Umsetzung der Sprechstunden erfolgte per Video (n=5) oder Telefon (n=3). Eine Studie hatte zusätzlich die Option, die Pflegefachperson außerhalb der Sprechstunde per Mail zu kontaktieren. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 59,2 Jahre (Range: 18–78). Die Sprechstunden fanden zu chronischen Erkrankungen (n=5) (COPD, Herzinsuffizienz), Krebs (n=2) und Begleitung der Eltern von Kindern mit offenen Rücken statt.

Inhalte waren:

1.
Patienten-/Angehörigenberatung zu aktuellen Versorgungsbedarfen,
2.
Information zu Krankheitsbildern,
3.
Anleitung zu spezifischen pflegerischen Interventionen,
4.
Patientenbeobachtung,
5.
Entwicklung und Evaluation eines Versorgungsplans sowie
6.
Medikamentenmanagement.

Primäres Ziel war die Patientenselbstwirksamkeit und Selbstpflegekompetenz zu erhöhen.

Diskussion: Digitale Pflegesprechstunden sind bislang wenig erforscht. Erkenntnisse sind insbesondere im skandinavischen Raum zu finden. Offen sind Langzeiteffekte auf Patientenebene und welche Qualifikation die Pflegefachperson aufweisen sollten.

Praktische Implikationen: Es gibt erste Hinweise, dass digitale Pflegesprechstunden einen positiven Beitrag zur ambulanten Pflegeversorgung leisten können.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Evidenzbasierte Entwicklung eines Konzeptes für digitale Pflegesprechstunden zw. Pflegepraktikern und Wissenschaftlern.