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Bestandserfassung und -analyse palliativmedizinischer Tageskliniken und Tageshospize in Deutschland – eine quantitative Studie
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Veröffentlicht: | 27. September 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im Gegensatz zu Ländern wie Großbritannien, in denen hospizlich-palliative Tagesangebote seit über zwei Jahrzehnten einen wichtigen Versorgungspfeiler darstellen [1], ist in Deutschland erst in letzter Zeit eine Zunahme an Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken zu beobachten. Da diese Tagesangebote bislang weder zentral erfasst werden, noch einheitlich strukturiert sind, ist ihre genaue Anzahl wie auch ihre Ausgestaltung und Organisation weitgehend unbekannt.
Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen des Projekts ABPATITE (G-BA Förderkennzeichen 01VSF19034) soll der Bestand palliativmedizinischer Tageskliniken und Tageshospize in Deutschland erstmalig strukturiert erfasst, Charakteristika analysiert und Organisationsmerkmale zwischen den Einrichtungsformen verglichen werden.
Methode oder Hypothese: Hospizlich-palliative Tageseinrichtungen in Deutschland wurden systematisch recherchiert. Unter allen identifizierten Tageshospizen und palliativmedizinischen Tageskliniken wurde eine schriftlich-postalische Befragung zu einrichtungsbezogenen Kriterien durchgeführt (08.–10.2020). Die Auswertung der quantitativen Befragung erfolgte deskriptiv in SPSS.
Ergebnisse: Es wurden 33 hospizlich-palliative Tageseinrichtungen identifiziert, von denen sich 16 noch im Aufbau befanden. An der Befragung nahmen 28 Einrichtungen teil (Rücklauf: 84,8%). In den zumeist an stationäre Hospize, ambulante Hospizdienste oder Kliniken angeschlossenen Einrichtungen stehen zwischen 2 und 13 Plätzen (Tageshospize) bzw. 2 und 6 Plätzen (Tageskliniken) zur Verfügung. Der Anteil von Spenden an der Gesamtfinanzierung variiert stark. Einrichtungen, die Krankenkassenleistungen erhalten (n=21), haben tendenziell an mehr Tagen geöffnet als solche, die vorrangig spendenfinanziert sind (n=7).
Diskussion: Am hohen Anteil der Neugründungen hospizlich-palliativer Tageseinrichtungen wird eine große Dynamik im teilstationären Versorgungssektor sichtbar. Für die Finanzierung der Einrichtungen spielt das Einwerben von Spenden eine wesentliche Rolle, insbesondere wenn die Leistungen nicht durch Krankenkassen refinanziert sind. Um Patientinnen, Patienten und Angehörigen eine nachhaltige Versorgung zu gewährleisten, die sich am tatsächlichen Bedarf und nicht an der Höhe kontinuierlich eingeworbener Spenden orientiert, bedarf es einer verlässlichen Finanzierungsgrundlage.
Praktische Implikationen: Die Anbindung an eine bereits bestehende stationäre oder ambulante Einrichtung erweist sich bei Neugründung hospizlich-palliativer Tagesangebote als förderlich, da Räumlichkeiten und Arbeitsmaterialien mitgenutzt sowie Personal einrichtungsübergreifend eingesetzt werden kann.
Appell für die Wissenschaft in einem Satz: Um Empfehlungen für den Auf- und Ausbau teilstationärer Einrichtungen ableiten zu können, bedarf es weiterer Forschung zur Gründungserfahrung der Einrichtungen und deren Einbindung in Versorgungsnetzwerke.