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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Spezialisierte Palliativversorgung in Deutschland klassifizieren – Entwicklung einer Typologie

Meeting Abstract

  • Julia Wikert - Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
  • Daniela Gesell - Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
  • Claudia Bausewein - Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland
  • Steven Kranz - Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V., Berlin, Deutschland
  • Maximiliane Jansky - Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Friedemann Nauck - Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • Heiner Melching - Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V., Berlin, Deutschland
  • Farina Hodiamont - Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum, München, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf418

doi: 10.3205/21dkvf418, urn:nbn:de:0183-21dkvf4181

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Wikert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die spezialisierte Palliativversorgung (SPV) wird in Deutschland durch Palliativstationen, Palliativdienste und Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) erbracht. Die Unterscheidung zwischen den drei Versorgungssettings kann somit als erste Klassifikationsebene dienen. Aufgrund der stark variierenden Rahmenbedingungen und Finanzierungssystemen auf Landesebene sind die Angebote innerhalb der einzelnen Settings jedoch sehr heterogen und charakteristische Merkmale bleiben unklar. Im Kontext zunehmender Ökonomisierung und steigender Qualitätsanforderungen müssen Leistungen detailliert und unmissverständlich erfassbar sein und dargestellt werden. Die bestehenden Klassifikationsebenen sind für eine eindeutige Beschreibung, Abgrenzung und den Vergleich von Diensten der SPV unzureichend, was die Qualitätssicherung erschwert.

Zielsetzung: Entwicklung einer umfassenden Klassifikation zur Beschreibung und Abgrenzung von spezialisierten palliativmedizinischen Versorgungsmodellen in Deutschland.

Methode: Deutschlandweite, qualitative Studie mit Entwicklung einer literaturbasierten, vorläufigen Liste relevanter Struktur- und Prozessmerkmale, 11 semistrukturierten Expert*inneninterviews und 2 Fokusgruppen. Audioaufnahmen aller Interviews und Fokusgruppen wurden wörtlich transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Merkmale der SPV müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, um eine Differenzierung zu ermöglichen. Daher sollten Dienste auf polyhierarchischen Basis, wie einer Typologie, beschrieben werden, um relevante, heterogene Charakteristika abzubilden. Als geeignete Merkmale für eine erweiterte Klassifikation der SPV in Deutschland wurden verschiedene Strukturmerkmale (z.B. Organisationsform, Vertragsgestaltung, Professionen, Zertifizierung) und Prozessmerkmale (z.B. Qualitätssicherungsmaßnahmen, Supervisionsform, Leistungsspektrum) identifiziert. Die entwickelte Klassifikation, in Form einer Typologie, umfasst alle identifizierten Merkmale sowie mögliche Ausprägungen.

Diskussion: Die erweiterte Typologie ergänzt die bestehende Gliederungstiefe der palliativmedizinischen Versorgungslandschaft in Deutschland und fördert ein vertieftes Verständnis der heterogenen Angebote der SPV. Im Sinne der Qualitätsentwicklung ist diese detaillierte Erfassung von Struktur- und Prozessmerkmalen der SPV zwingend notwendig.

Praktische Implikationen: Die entwickelte Typologie kann als Werkzeug zur Beschreibung, Analyse und Abgrenzung der heterogenen Versorgungsangebote der SPV dienen, fördert dadurch das Verständnis von Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden und trägt zu systematischen Prozessvergleichen durch Benchmarks bei, wodurch sich Qualität und Effizienz messen und optimieren lassen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die entwickelte Typologie bildet eine breite Basis für die Versorgungsforschung und -praxis.