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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Transfer eines Infektionspräventionskonzeptes zur Senkung von nosokomialen Infektionen auf weitere Krankenhäuser

Meeting Abstract

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  • Meike Neuwirth - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Köln, Deutschland
  • Robin Otchwemah - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Köln, Deutschland
  • Frauke Mattner - Institut für Hygiene, Kliniken der Stadt Köln, Köln, Deutschland; Lehrstuhl für Hygiene und Umweltmedizin, Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit/Department für Humanmedizin, Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf403

doi: 10.3205/21dkvf403, urn:nbn:de:0183-21dkvf4038

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Neuwirth et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Projekt „HygArzt“ wurden Effektivität, Effizienz und die Umsetzung eines durch hygienebeauftragte Ärzte eingeführten Bundles von Infektionspräventionsmaßnahmen (IPM), in der Unfallchirurgie/Orthopädie eines Pilotkrankenhauses untersucht. Durch die Einführung des Maßnahmen-Bundles konnte die Adhärenz in allen Indikationen der Handhygiene und beim Verbandswechsel nachhaltig erhöht und die Rate von nosokomialen Infektionen (NI) insbesondere postoperative Wundinfektionen (SSI) gesenkt werden.

Fragestellung: Auf Basis der Prozessanalysen und der Ergebnisse im Pilotkrankenhaus, wurde ein modulares Trainingsprogram für hygienebeauftragte Ärzte entwickelt, mit dem Ziel das Konzept auf weitere Krankenhäuser zu übertragen. In einem Studienkrankenhaus wurde überprüft ob sich dort ebenfalls die Handhygieneadhärenz (HHA) steigern und die NI-Raten durch die Implementierung des neuen IPM-Bundles reduzieren lassen.

Methode: In einer Präphase wurden die HHA sowie NI und SSI Raten der unfallchirurgischen Abteilung des Studienkrankenhauses als Baseline erhoben. In der Intervention Phase wurde der hygienebeauftragte Arzt der Abteilung in den IPM des Bundles (u.a.. Patientendekolonisierung vor der Operation, standardisierte Wundversorgung etc.) nach dem „Train the Trainer Ansatz“ geschult, die er anschließend in seiner Abteilung implementierte. In der Postphase wurden erneut die HHA sowie NI und SSI Raten erhoben.

Ergebnisse: Um die Auswirkungen der implementierten IPM auf die Infektionsraten (NI, SSI) zu überprüfen, wurden die Prä- und Post-Daten verglichen. In der Präphase (237 Operationen ) betrugen die Raten NI (N=12) 5,1% (CI 95% 2,4;7,8) und SSI (N=5) 2,1% (CI 95% 0,3;3,9). In der Postphase (177 Operationen) konnte eine Gesamtinfektionsrate NI (N=7) von 4,1% (CI 95% 1,3;7,0) und keine SSIs gefunden werden.

Durch die Einführung des Verbandswechselkonzeptes konnte HHA aller Indikationen signifikant gesteigert werden (prä=72,2%; post=95,6%, p<,001, ɸ=-,307). Die stärkste Erhöhung der HHA fand bei der Indikation „Händedesinfektion zwischen unreiner und reinen Phase “ statt (prä=49,3%; post=86,5%, p<,001, ɸ=-,385). Auch bei den weiteren Indikation nahm die HHA zu „vor Vorbereitung des Verbandswechsels“ (prä=77,0%; post=98,3%, p<,001 , ɸ=-,305); „direkt vor Verbandswechsel“ (prä=78,9%; post=98,3%, p<,001, ɸ=-,287); „Nach Verbandswechsel“ (prä=83,5%; post=100%, p<,001, ɸ=-,280).

Diskussion: Durch die Einführung des Maßnahmen-Bundles, konnten auch auf der untersuchten Abteilung des Studienkrankenhauses die Infektionsraten leicht gesenkt und die HHA bei allen Indikationen des Verbandswechsels signifikant gesteigert werden. Dies lässt darauf schließen, dass das entwickelte Bundle durch gezielte Schulung auch auf andere unfallchirurgische Abteilungen übertragen lässt.

Praktische Implikationen: Durch kontinuierlichen Prozessanalysen könnten individuelle Schwachstellen in der Patientenversorgen identifiziert und Interventionskonzepte maßgeschneidert angepasst werden.

Appell für die Praxis: Das entwickelte Infektionspräventionskonzept sollte auf weitere Abteilungen und Einrichtungen übertragen werden.