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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Implementierung innovativer Versorgungskonzepte im Setting Hausarztpraxis. Eine Analyse mittels fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis

Meeting Abstract

  • Alexandra Piotrowski - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland
  • Sara Söling - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland; IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Jana Coenen - Bergische Universität Wuppertal, Jackstädtzentrum für Unternehmertums- und Innovationsforschung, Wuppertal, Deutschland
  • Christiane Muth - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland; Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, AG Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • Christian Rupietta - Bergische Universität Wuppertal, Jackstädtzentrum für Unternehmertums- und Innovationsforschung, Wuppertal, Deutschland
  • Ute Karbach - Technische Universität Dortmund, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Dortmund, Deutschland
  • Petra Kellermann-Mühlhoff - BARMER Krankenkasse, Wuppertal, Deutschland
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergische Universität Wuppertal, Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Wuppertal, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf401

doi: 10.3205/21dkvf401, urn:nbn:de:0183-21dkvf4015

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Piotrowski et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mit dem Practice Change and Development Modell (PCM) wurde nachhaltiger Wandel von Arztpraxen konzeptualisiert. Praxen werden als komplexe, adaptive Systeme verstanden, die durch vier sich wechselseitig beeinflussende Faktoren determiniert werden: Innere Eigenschaften, die zu Wandel befähigen (1. Capability for Development), motivationale Anreize der Praxen (2. Inside Motivators), äußere Anreize (3. Outside Motivators) sowie Möglichkeiten sich zu verändern, etwa in Form passgenauer Interventionen (4. Options for Development) (1, 2).

Fragestellung und Zielsetzung: Im Innovationsfondsprojekt „AdAM“(Fkz.: 01NVF16006) wurde ein elektronisch unterstütztes Medikationsmanagement für Polypharmaziepatient*innen in Hausarztpraxen der KV Westfalen-Lippe implementiert (3). Am Beispiel dieser komplexen Intervention wird untersucht a) ob sich das PCM auf den deutschen Versorgungskontext übertragen lässt, b) welchen Einfluss die Determinanten, die im PCM beschrieben sind, auf den Implementierungserfolg haben und c) welche Implikationen sich für zukünftige Implementierungsprojekte ableiten lassen.

Methode oder Hypothese: Als Datengrundlage dient eine schriftliche Befragung der teilnehmenden Ärzt*innen (Querschnittserhebung). Die Analyse erfolgte mittels fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA) (7). Als Outcome dient der wahrgenommene Implementierungserfolg; die Conditions wurden auf Basis des PCM operationalisiert: Die Faktoren 1 und 2 werden durch validierte Instrumente gemessen (ORIC (4, 5), Practice Adaptive Reserve (6)); 3 und 4 wurden theoriegeleitet aus Surveyitems gebildet und mittels Faktorenanalyse getestet.

Ergebnisse: Insgesamt liegen 338 ausgefüllte Fragebögen vor (Rücklauf = 45%). Von diesen können 307 in die QCA eingehen. Mittels QCA wird analysiert, welche Kombinationen der Conditions einen Implementierungserfolg erklären. Hieraus ergeben sich Muster (Konfigurationen), die unter Hinzuziehung weiterer Projektdaten (Prozess-, Routine-, Strukturdaten) und vor dem Hintergrund der Normalisierungsprozesstheorie interpretiert werden (8, 9). Finale Ergebnisse werden beim DKVF 2021 präsentiert.

Diskussion: QCA eignet sich, die komplexe Kausalität bzw. Äquifinalität des Implementierungsgeschehens in Praxen zu untersuchen. Die vorliegende Analyse erweitert den Forschungsstand um Erkenntnisse darüber, welche Relevanz Determinanten auf Organisationsebene (Mesoebene) für die Implementierung im Praxissetting haben. Weitere Analysen sollten (qualitativ) vertiefen, wie genau die Determinanten wirken und wie die handelnden Individuen dabei eingebunden sind (Mikroebene).

Praktische Implikationen: Kann das PCM auf den deutschen Kontext übertragen werden, steht hiermit ein strukturiertes Hilfsmittel für die Vorbereitung und Begleitung von Implementierungsvorhaben zur Verfügung.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Erfolgreiche Implementierung erfordert, dass Voraussetzungen geschaffen werden, die nachhaltigen Wandel unterstützen.