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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Bewertung bestehender Versorgungsketten zur Bewegungsförderung im deutschen Gesundheitssystem

Meeting Abstract

  • Inga Naber - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Anja Weissenfels - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Wolfgang Geidl - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Eriselda Mino - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Sarah Klamroth - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Peter Gelius - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Karim Abu-Omar - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland
  • Klaus Pfeifer - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaft und Sport, Bewegung und Gesundheit, Erlangen, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf350

doi: 10.3205/21dkvf350, urn:nbn:de:0183-21dkvf3500

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Naber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Im internationalen Kontext sind Bewegungsversorgungsketten (BVKs) bereits erfolgreich in die Regelversorgung eingebettet (z.B. Schweden). Dies befürworten auch die nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung, um nachhaltig die steigende Inzidenz von körperlicher Inaktivität bei Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen oder manifesten Risikofaktoren für diese zu reduzieren. Im deutschen Gesundheitssystem bestehen bereits BVKs, deren spezifischer Bezug zur verhaltensbezogenen Bewegungsförderung jedoch bisher noch nicht erforscht worden ist.

Zielsetzung: Daher sollen die identifizierten ärztlich initiierten BVKs für Rehabilitationssport (RS), Funktionstraining (FT), Physiotherapie (PT) und Präventionsprogramme (PP) hinsichtlich einer nachhaltigen Bewegungsförderung analysiert werden.

Methode: Auf Grundlage der Qualitätskriterien zur Konzipierung, Implementierung und Evaluation von Interventionen zur Bewegungsförderung wurden öffentliche Dokumente systematisch geprüft. Zur Bewertung der BVKs mussten die Qualitätskriterien thematisch angepasst und über eine Expertenbefragung validiert werden. Die Bewertung der identifizierten BVKs erfolgte über zwei unabhängige Wissenschaftler („0“ nicht bewertbar bis „3“ trifft voll zu). Im Fokus der Analyse standen die Interrater Reliabilität (Cohens Kappa k) sowie die Häufigkeiten der Bewertungsskala.

Ergebnisse: Ausgehend von der Analyse zweier unabhängiger Wissenschaftler lag die Interrater Reliabilität k bei .89. Der Bereich Nachhaltigkeit wurde bei allen BVKs als sehr gut bewertet. In Kategorien wie Multidimensionalität, Ziele und Zielverhalten, Befähigung sowie Qualität der Evaluation wurden Komponenten der Bewegungsförderung dagegen nicht ausführlich beschrieben oder nicht erwähnt.

Diskussion: Das Bewertungstool ließ eine Analyse der BVKs hinsichtlich bewegungsförderlicher Komponenten zu, welches zeigt, dass die analysierten Interventionen die Qualitätskriterien bereits in vielen Kategorien erfüllen. Herauszustellen ist jedoch, dass wesentliche Aspekte, insbesondere bei RS, FT und PT, auf Grund fehlender Informationen nicht bewertbar sind. Eine Anpassung der fehlenden oder ungenügenden Informationen würde das Gesamtbild komplementieren und nach erfolgreichem Transfer in die Praxis möglicherweise die Qualität der Versorgungswege steigern.

Praktische Implikationen: Um körperliche Aktivität nachhaltig in der Gesellschaft zu verankern, scheint eine verhaltensbezogene Bewegungsförderung, die durch Ärzt*innen initiiert wird, großes Potenzial zu haben. Zur Umsetzung bedarf es jedoch Anpassungen in den bestehenden gesetzlichen Rahmen- sowie Schulungskonzepten oder einer Entwicklung neuer Ansätze mit verhaltensbezogenem Fokus.

Appell für die Praxis: Die Entwicklung einer spezifischen Versorgungskette zur verhaltensbezogenen Bewegungsförderung sollte auf Basis aller analysierten Stärken und Schwächen bereits bestehender BVKs vorangetrieben werden.